Wie Phoenix aus der Asche erhebe ich mich jeden Tag pünktlich um 6h aufs Neue. Nur das an einigen Tagen die Restauration einfach nicht so klappen will und die Asche den ganzen Tag an mir kleben bleibt. Vor allem in letzter Zeit. Meine Herren, ging mir alles, aber auch alles auf den Sack. Isso und muß auch mal gesagt werden. Passiert mir ab und an mal im Winter, wo alles kleiner wird, mehr nach innen geht und abfällt. Da wollen Dinge angeguckt, weggeräumt und entfernt werden. Und bei Buddha wollte ich alles wegschmeißen und loswerden.
Vor dem endgültigen Feng-Shui-Tsunami rettete mich mehr Kontakt mit viiiiiielen Jugendlichen. Zum einen durch meine “Yoga 4 Teens” Kurse, die ich unterrichte, sowie durch eine Projektwoche “Yoga”, die ich an einem Poppenbütteler Gymnasium gegeben habe, in der ich mit der wirklichen Basis der Dinge zusammenstieß – Pubertät.
Zwischenzeitlich vergesse ich immer, wie das damals so war. Nämlich ganz schön scheiße. Aber natürlich auch total großartig. Also theoretisch zumindest irgendwie schon und vor allem kann ich das natürlich so nonchalant sagen, weil die Pubertät bei mir lange und endlich vorüber ist.
Alle Kids in der Projektwoche waren ohne Ausnahme großartig und zauberhaft und wunderschön
Ich hätte sie stundenlang angucken können. Wofür man mich zweifellos irgendwann eingesperrt hätte, also hab ich es heimlich gemacht. Beim Power Yoga, durch das ich sie quälte, beim Besuch des Buddhistischen Zentrums auf St. Pauli, beim Acro-Yoga mit meiner lieben Freundin & Kollegin Teresa, beim Savasana… Hach.
Seitdem möchte ich eigentlich nur noch mit ihnen gruppenkuscheln. Und da das keiner außer mir richtig super findet, finde ich alle Teenies ab jetzt aus der Ferne toll: Den Jungen auf dem Fahrrad mit dem zu kleinen Fahrradhelm und dem zu kleinen Anorak, der mir jeden Morgen begegnet; den Punk mit stets superfrisiertem, blondem Iro, plauschend mit einer Klassenkameradin auf dem Weg zur Schule, das ewig schlechtgelaunte, hübsche Mädchen mit den iPhone Kopfhörern, die angesagte Raucherclique vorm Schultor, die 2.-Reihe-Mädchen auf der Schulbank, die Fußballjungs und die Mode-Mädchen mit den abgeknickten Armen und der Designer Handtasche dran, den einsamen Metaller, die Emos und die Kids mit den Musikinstrumenten, die größer als sie selbst sind…
Was ihr in diesem durchgeknallten Zeitalter alles auf die Reihe bekommen müsst, ist unfassbar und ich beneide euch null darum. Ihr seid umzingelt von Elektronik, habt weniger Freizeit als wir damals und hinzu kommt der extreme Druck an der Schule.
Dafür macht ihr das ziemlich lässig
Ok, mal mehr, mal weniger. Ich liebe es wie ihr sagt: “Wenn ich das Abi erstmal geschafft habe, dann wird alles besser!” oder “Arbeit kann niemals so heftig wie Schule sein!”. Ich mag dass ihr wieder Longboards fahrt und auch die kleinen Popsugarpinken Shortboards.
Ich finde es toll, daß ihr über viel mehr ernsthaftere Themen zu diskutieren wisst, als euch gut tut und trotzdem über meine unterirdischen Witze lachen könnt. Ich finde es großartig, daß ihr so offen seid, Yoga zu praktizieren. Und mich nach Pranayama Übungen fragt, die euch die Angst vor Klausuren und Referaten nehmen oder euch mehr Konzentration schenken könnten.
Trotzdem bin ich ganz schön froh auf der anderen Seite des Pubertätsgrabens zu stehen, älter, aber nicht selten noch genauso verwirrt und neugierig auf das Leben. Wenn ich das bis jetzt einigermaßen hinbekommen habe, schafft ihr das locker. Und ich freue mich, daß ich dabei ab und zu stalken darf.
Willkommen im Leben.