Dieser hell leuchtende Himmelskörper ist dein Leitstern. Es ist die Vision, das Warum, der Sinn, dem du deinen Leben gibst. Wir alle haben einen solchen Stern. Aber keine zwei Menschen sehen den Gleichen. Deine Aufgabe ist es, einen eigenen Leitstern am Himmel zu finden. Wir alle setzen uns Ziele. Das ist gut, denn sie treiben uns an. Sie schieben uns von hinten und sind motivierend. Viel wichtiger aber ist es, eine Vision zu haben, denn sie zieht uns. Je klarer diese Vision ist, desto weniger fühlt sich Arbeit wie Arbeit an und desto weniger Ängste und Zweifel kommen auf.
Der Leitstern
Das Wort Vision schreckt ab. Wir kennen es aus Unternehmen, aber nicht für den persönlichen Gebrauch. Jedoch sollten auch wir wissen, wohin die Reise geht. Wenn wir kein grobes Ziel vor Augen haben, enden wir im Zickzackkurs oder brechen aus Unwissenheit gar nicht erst auf. Deshalb brauchen wir etwas, das uns den Weg leitet. Ob du das dann Leitstern, Vision, Warum oder Sinn des Lebens nennst, sei dir überlassen. In seinem Besteller „Start With Why” beschreibt Simon Sinek den Golden Circle, in dessen Zentrum der übergeordnete, feststehende Sinn steht. Dieser ist dafür verantwortlich, Warum (Why) du etwas tust. Wie (How) du dem Sinn einen Schritt näherkommst und worin das Ergebnis (What) besteht, ist die praktische Anwendung des Warum. Wie findest du nun die Vision? Die Suche beginnt im Gespräch mit dir selbst. Durch Reflexion vergangener Erlebnisse leitest du ab, wie deine ideale Zukunft aussieht. Frage dich, was dich bisher glücklich gemacht hat, welchen Dingen du einen großen Wert beimisst und wie du im hohen Alter auf dein Leben zurückschauen möchtest. Denke an die langfristige Maxime. Willst du die Welt bereisen? Dir mit der Selbständigkeit die Freiheiten zurückholen, die in der Festanstellung verloren gegangen ist? Mehr Zeit mit der Familie verbringen? Oder einfach “dein eigenes Ding” machen? Eine Vision ist nicht starr. Sie darf sich mit dem Leben entwickeln. Dabei sollte sie abstrakt genug sein, um dir selbst Raum zu lassen. Die folgenden Fragen geben dir Anregungen für dein einsames Zwiegespräch. Schreine Stichpunkte dazu auf und formuliere die Vision in maximal zwei Sätzen.
- Vergangenheit: Was wolltest du werden, als du jung warst? Welche Träume hast du aufgegeben? Welche Dinge haben dir in der Vergangenheit die größte Befriedigung gebracht? Welche haben dir am wenigsten Freude gemacht? Wann warst du so richtig in deinem Element?
- Gegenwart: Was ist dir im Moment am wichtigsten? Was schätzt du am meisten wert? Bei welchen Aktivitäten vergisst du die Zeit? Was würdest du tun, wenn Geld keine Rolle spielt?
- Zukunft: Wie soll sich dein Leben in der Zukunft anfühlen? Wie gestaltet sich ein perfekter Tag? Was willst du aus deinem Leben verbannen? Welche neuen Dinge bekommen zukünftig einen festen Platz? Wie sollen dich Menschen nach deinem Tod in Erinnerung behalten?
Die Destination
Je klarer deine Vision ist, desto leichter wird es dir fallen, daraus Ziele abzuleiten. Dabei ist es wichtig, eine Priorisierung nach Bedeutung und Arbeitsaufwand vorzunehmen. Für mich hat es sich bewährt, Ziele in einer Matrix mit unterschiedlichen Lebensbereichen und zeitlichen Dimensionen von 1, 6 und 60 Monaten aufzustellen. In einem Excel-Dokument lege ich, basierend auf meiner Vision, zunächst 5-Jahres-Ziele für Kategorien wie Gesundheit, Geld, Beziehungen und Wachstum fest. Daraus entwickle ich halbjährliche Ziele, die alle sechs Monate überprüft und angepasst werden. Die mittelfristigen Ziele wiederum breche ich in Monatsziele herunter. Jeweils am Monatsende stelle ich neue Ziele auf. Dabei überprüfe ich auch, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder mich durch Dinge ablenken lasse, die mich nicht näher an die langfristigen Ziele heranbringen. Meine Monatsziele sind so konkret, dass ich daraus direkt Aufgaben für meine tägliche Arbeit ableiten kann. Die langfristigen Ziele sind abstrakter als die Monatsziele, müssen aber dennoch messbar sein. Wenn dein finanzielles Ziel darin besteht, in fünf Jahren ein monatliches Einkommen von 10.000 Euro netto zu haben, kannst du gut abschätzen, welche Meilensteine du in den nächsten Monaten erreichen solltest. Um die Ziele zu verwirklichen, musst du sie leben. Nicht einmal aufschreiben und vergessen, sondern dich immer wieder daran erinnern. Du könntest die wichtigsten Ziele jeden Morgen in einen Notizblock schreiben. Oder visualisieren, indem du die Augen schließt und dir ausmalst, wie es sich anfühlt, am Ziel angekommen zu sein. Wenn du Probleme bei der Festlegung von Zielen hast, stelle dir vor, wie dein perfekter Tag in der Zukunft aussieht. Vergleiche ihn mit deinem derzeitigen Alltag. Was muss passieren, um die Lücke zwischen Realität und Vorstellung zu schließen?
Der Kompass
Dieser Wertekompass leitet dein tägliches Handeln. Du nutzt ihn, um Entscheidungen zu treffen. Je klarer du deinen Wertemix kennst, desto genauer lässt sich der Kompass navigieren. Genauso wie eine Vision können wir auch Werte nicht verleugnen. Dein Bestreben sollte darin bestehen, diese Leitbilder möglichst gut kennenzulernen. Was ist dein authentisches Selbst? Wer bist du, wenn niemand zusieht? Werte sind ein großer Teil der Persönlichkeit. Sie verändern sich nach der Pubertät nicht mehr. Im Laufe der Zeit mögen sich einige stärker entfalten, andere werden unterdrückt, du kannst vor ihnen aber nicht davonlaufen. Wenn dir nichts am Umweltschutz liegt, du aber aus einem moralischen Pflichtgefühl heraus plötzlich Orang Utans in Borneo rettest, wird diese Motivation nicht lange anhalten. Entdecke, was dein Herz im Kreis springen lässt und erlaube dir, dich darauf einzulassen. Dich selbst mit deinen Werten kennenzulernen, ist keine leichte Aufgabe, da du nur deine eigene Perspektive siehst. Um einen objektivieren Blickwinkel zu bekommen, kannst du in einen Coach investieren oder mit kostengünstigeren Persönlichkeitstests beginnen. Empfehlenswert ist die Lymbic Map, eine Wertekarte mit sieben verschiedenen Typen. In einem Online-Test wird analysiert, wie stark Dominanz, Stimulanz und Balance bei dir ausgeprägt sind. Stehst du gerne im Wettbewerb? Brauchst du ständige Abwechslung? Wie hoch ist dein Wunsch nach Sicherheit? Der Wertemix verrät dir deine Grundmotivation, womit du weißt, was dich langfristig motiviert. Wenn du deine wichtigen Werte förderst, handelst du aus einer intrinsischen Motivation heraus. Diese macht das Erreichen deiner Ziele deutlich leichter. Tust du etwas, das dem Wertemix widerspricht, fühlt es sich nach Zwang an und benötigt mehr Energie. Wirst du beispielsweise durch Kreativität, Risikofreude und Individualismus angetrieben, verstärkt sich dein Antrieb mit der Selbständigkeit. Andersherum sind ausgeprägte Werte wie Sicherheit, Heimat und Familie ein Anzeichen dafür, dass ein Leben ohne festen Wohnsitz Konfliktpotenzial birgt.
Der Seemannsgarn
Heute lachen wir darüber, wie Menschen lange Zeit solche Angst vor Mythen haben konnten. Dabei glauben wir an unsere ganz eigenen Erzählungen. Es sind Fiktionen, die wir so oft gehört haben, bis wir sie für wahr halten. Früher waren es Legenden von Göttern und Ungeheuern. Heute sind es Geschichten von der unsichtbaren Hand des Marktes, heiligen Büchern, Gesetzen, Staatsgrenzen, Geld, politischen Systemen und noch viel wilderen Gedankenkonstrukten. Wir brauchen diese Fiktionen, denn sie sorgen dafür, dass das Zusammenleben in einer komplexen Welt funktioniert. Aber all diese Dinge sind nicht real. Sie existieren nur in unserem Kopf und werden dann Teil unserer Realität, wenn wir ihnen Glauben schenken. Ein vernünftiger Bildungsabschluss, ein Haus im Grünen, eine Karriere mit Firmenwagen, Familiengründung und die Bausparversicherung – das sind nur einige der erstrebenswerten Ziele, die uns die Gesellschaft mit auf den Weg gibt. Du hast jederzeit das Recht, den Kopf zu schütteln, wenn du solche Geschichten hörst. Etwas bejahen, das du innerlich verneinen möchtest, ist die höchste Form von Selbstverletzung. Das Resultat ist eine Unzufriedenheit, die sich nicht nur auf dich, sondern auch auf Menschen in deinem Umfeld auswirkt. Hinterfrage nicht nur diese Konventionen, sondern auch antrainierte Glaubenssätze, die dich ausbremsen. Mache dir Gedanken darüber, ob du aus vollem Herzen ja zu etwas sagen kannst oder ob es sich um selbstauferlegte Zwänge und Erwartungen Dritter handelt.
Die Anker
Im englischsprachigen Raum wird der Begriff anchored (verankert) für Menschen verwendet, die voll im Leben stehen. Sie haben im Hafen angelegt und sich mit schweren Ankern vor möglichen Stürmen geschützt. Die Anker aber haben sich so tief in den Meeresboden versenkt, dass das Schiff den sicheren Hafen nicht mehr verlassen kann. Eine Karriere zu haben, Eigentum anzuhäufen und sich bestmöglich abzusichern, gilt als normgerecht. Die meisten dieser Anker schleichen sich unbewusst in dein Leben ein. Sie sorgen, dafür, dass du dich mit zunehmendem Alter immer stärker an materielle Dinge und Verpflichtungen bindest, die dich letztendlich fremdbestimmen. Nun gibt es auch Anker, die durchaus positiv sind. Beziehungen, nützliche Besitztümer und soziale Verantwortung können einen Mehrwert schaffen. Es geht darum, jene verrosteten Anker über Bord zu schmeißen, die dich festketten, ohne dein Leben zu bereichern. Sinnvoll aber ist es, auf die Reise jene Anker mitzunehmen, die dich bei Unwettern absichern. Diese Sicherheitsanker schützen dich, indem sie dir in stürmischen Zeiten ein vertrautes Gefühl geben. Sie signalisieren deinem Kopf, dass alles okay ist, auch wenn ringsherum die Welt zusammenbricht. Solche Sicherheitsanker sind Routinen und Rituale, Mentoren und Gleichgesinnte, Familie und Freunde, vergangene Erfolge und eine starke Vision für die Zukunft. All diese Dinge sorgen dafür, dass das Schiff nicht beim ersten kleinen Sturm ins Wanken gerät. Einer meiner persönlichen Sicherheitsanker ist das Laufen. Egal, wo ich gerade bin und egal, wie sehr mich Zweifel belasten, nach einer Stunde Joggen sieht die Welt wieder anders aus. Mein Gehirn verbindet das Laufen mit einem positiven Gefühl. Es ist eine Routine, die mein Kopf kennt. Danach kann ich meine Probleme aus einer stärkeren Position heraus lösen. Ein zweiter Anker ist meine Wall of Fame. Das ist ein Textdokument, in das ich mir nette E-Mails und Kommentare von Lesern und Kunden kopiere. Wenn ich mal wieder am Zweifeln bin, geben mir diese Zusprüche Sicherheit. Für dich ist es vielleicht nicht das Laufen oder eine Wall of Fame, sondern ein Journal schreiben, Mastermind Gruppen, meditieren, singen oder tanzen. Egal, was es ist, schaffe dir diese Sicherheitsanker.
Die Sirenen
Wir alle kennen diese Gesänge. Es ist die Angst davor, eine gute Gelegenheit zu verpassen. Fear of missing out oder FOMO, wie man im Englischen sagt. Unsere Rechtfertigung lautet dann, dass wir Multi-Potentials sind und eben diesen vielfältigen Potenzialen nachgehen müssen. Fokus und Ausdauer sind die Grundvoraussetzungen, um ein Ziel zu erreichen. Wenn du dich ständig von dem “neuen heißen Scheiß” ablenken lässt, machst du alles halb, aber nie etwas richtig. In einer Zeit, in der wir so viele Möglichkeiten haben und sich das Rad der Zeit immer schneller zu drehen scheint, wird Substanz zu einer verlorengegangen Qualität. Ist es nicht eine absolute Befriedigung, ein Thema in all seiner Tiefe zu durchdringen, anstatt überall nur an der Oberfläche zu kratzen?
Der Schiffbruch
Beides ist nicht besonders smart. Wenn ein Schiff am Sinken ist, musst du nicht darauf bleiben, bis die Füße nass werden. Genauso solltest du nicht bei jedem Sturm sofort abspringen. Wenn eine Unternehmung über Monate hinweg mehr Energie kostet, als sie gibt, darfst du sie hinterfragen. Dann frage dich, ob es ein klares Warum für dein Vorhaben gibt? Warum tust du, was du tust? Warum existiert dein Unternehmen? Warum sollte sich jemand um deine Idee kümmern? Warum bist du in dieser Beziehung? Gibt es eine Existenzberechtigung, für dein Tun? Würde dich jemand vermissen, wenn du nicht mehr da wärst? Hast du keine klaren Antworten auf diese Fragen, schnappst du dir ein Rettungsboot und verlässt das sinkende Schiff. Mit einem Vorhaben zu scheitern kann eine wunderbare Chance für Wachstum sein, wenn du es dir eingestehst.
Die Landkarte
Stell dir vor, du hast eine solche Karte, mit der du durch dein Leben navigierst. Sie wird mit jeder Fahrt und jedem Jahr besser. Immer wenn du zum ersten Mal eine neue Destination ansteuerst, ist das Risiko für Zwischenfälle recht hoch. Auf dem Weg passieren unvorhergesehene Ereignisse. Stürme, Piraten oder Eisschollen begegnen dir und du musst die Route anpassen. Aber schon bei der zweiten Fahrt ist deine Karte deutlich ausgereifter, so dass du nicht mehr in die gleichen Hindernisse fährst. Eine furchtbare Statistik besagt, dass in Deutschland nur eine von zehn Gründungen erfolgreich sind. Alle anderen scheitern innerhalb der ersten drei Jahre. Diese Zahlen sorgen dafür, dass sich so wenig Gründer trauen. Viel seltener wird erzählt, dass die Erfolgsquote beim erneuten Anlauf deutlich höher ist. Leider versuchen es nur 11 % der gescheiterten Unternehmer ein zweites Mal. Beende deine Reise nicht, weil du irgendwo gestolpert bist. Stehe wieder auf, schüttele den Staub von den Klamotten und markiere den Stolperstein in deiner Karte. Beim nächsten Abenteuer kannst du diesem elegant ausweichen.
Der Zwischenstopp
Auf Langstreckenflügen reicht das Kerosin nicht aus, um die Destination in einem Schwung zu erreichen. Der Flieger muss zwischenlanden, was nicht nur der Besatzung, sondern auch den Gliedmaßen der Passagiere eine Pause verschafft. Genauso wie das Flugzeug musst auch du das große Ziel nicht direkt ansteuern. Einen Stopover einzulegen, entspannt die Reise und sorgt dafür, dass du wohlbehütet an der Endstation ankommst. Versuche nicht, alle deine Ziele im Sprint zu erreichen. Bewege dich mit der nötigen Ausdauer langsam aber sicher auf deinen Leitstern zu. Als Unternehmer kannst du finanzielle Engpässe mit Freelancing überbrücken, bevor du den großen Wurf landest. Mit einer Muse, wie einem Online-Handel, Nischenseiten oder standardisierten Dienstleistungen, schaffst du dir Zeit für deine eigentlichen Leidenschaften. Du kannst als Sidepreneur nebenbei etwas aufbauen oder dich mit einem klassischen Nebenjob über Wasser halten. Sollte dich das Freelancing glücklich machen, bleib dabei. Verdienst du ausreichend Geld mit einer Muse und hast keine Ambitionen, ein weiteres Business zu starten, ist das okay. Wenn du deine Reise am Zwischenstopp noch nicht beenden willst, geht es jetzt erst richtig los. Das Endziel der Reise besteht darin, in Übereinstimmung mit deiner Vision, ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen, dass dir dein Wunschleben ermöglicht. Dabei handelt es sich um eine Unternehmung, die sich an dein Leben anpasst, nicht andersherum. Du wirst vom Einzelkämpfer zum Entrepreneur, stellst ein Team ein und entwickelst das Geschäftsmodell weiter. Echte Freiheit schaffst du mit der Unabhängigkeit von einzelnen Angeboten und Auftraggebern. Wenn du nicht mehr direkt in den Prozess der Leistungserbringung involviert bist, hörst du auf, für dein Unternehmen zu arbeiten. Erst dann arbeitet dein Unternehmen für dich.
Sei ein Pirat
Selbstbestimmt zu leben und zu arbeiten, bedeutet Chancen wahrzunehmen. Diese Chancen existieren nur im unsicheren Raum. Wenn du deine gewohnte Umgebung verlasst, löst das ein Unwohlsein aus. Dieses Gefühl ist häufig ein Zeichen dafür, dass die Sache wirklich eine Bedeutung hat. Schiffe wurden nicht dazu gebaut, im Hafen zu verrotten. Also, setze dein Piratentuch auf, hisse die Segel und lasse dich treiben. Ob du morgen nach links oder rechts steuerst, ist dir im Alter von 80 Jahren egal. Wichtig wird dir dann nur sein, dass du in See gestochen bist.