Let the music play – drei Tipps für ein Yoga Mixtape

Früher, als mein Sportprogramm noch zum großen Teil aus rennen um unseren kleinen See bestand, ging nichts ohne Musik. In den 80er (ja, da rannte sie schon!) joggte ich zu Huey Lewis and the News (Power of Love – unschlagbares Lied sage ich heute), in den 90ern hatte ich eine Gitarren-lastigere Phase und bevorzugte allerhand „Sekretärinnen-Rock“ wie mein Exfreund zu sagen pflegte (Bon Jovi, soll einer sagen der kann nicht singen – tse!), die 2000er waren von HipHop geprägt (the one and only DOGG) und nun? 2014? Nun, ich renne weniger, leider kaum noch. Meine tägliche Liebe ist: Yoga.

Vom Laufen zum Yoga

Das mit dem Laufen hat irgendwann aufgehört. Ist eingeschlafen. Nicht, dass ich nicht mehr renne aber täglich? Nein, das scheint mir absurd. Es treibt mich einfach nicht mehr so in den Turnschuh. Ich bin sowieso immer am meisten gerannt, wenn ich nicht so sehr glücklich war. Ich glaube, ich bin manchmal weggerannt. Und auch Fitnessstudios (die 90er!) haben nicht mehr den gleichen Reiz wie früher, ich wüsste auch nicht wann ich da noch vorbei schauen sollte. Der geliebte Volleyball musste wegen Nackenschmerzen abgehakt werden und so bleibt meine neue/ alte Liebe. Yoga, täglich auf die Matte – das ist meine Sucht, meine Flucht, mein perfekter Start in den Tag. Es vergeht seit Jahren kein Tag mehr ohne wenigsten ein paar Minuten dehnen/ strecken/ atmen. Herrlich. Nun hat mich aber neulich eine Freundin gefragt: „Wird das denn nicht langweilig?“ Und ich dachte und sagte : „Nö. Ich mache ja immer was anderes.“ Und habe dann nachgedacht: Was mache ich eigentlich da morgens?

Atmen und spüren

Ich atme. Ich spüre in mich hinein und dann fange ich an. Zum Glück habe ich mittlerweile ein ansehnliches Repertoire an Asanas und Pranayama an der Hand, so dass mir auch was einfällt. Das hat sich mit den Jahren entwickelt. Verschiedene Workshops und Kurse sind schuld, gute You tube Videos (Tara Stiles, Meghan Currie, Kathryn Buidig und und und) und natürlich meine Ausbildung. Die Vielfalt macht es abwechslungsreich. Aber mindestens genauso wichtig ist für mich der Soundtrack.

Nur OM oder was?

Die Yogastunden in den Studios, die ich bisher besucht habe waren unterschiedlich. Und haben mich geprägt – gerade was die Musik angeht. Es gab Stille und nur die Geräusche unserer Füße und unseres Atems (schön!), es gab leise Hintergrundmusik elfenähnlicher Chöre, die bedeutungsschwer Sanskrit sangen (auch schön!) und es gab (Jivamukti sei dank) rockige Lieder, Enterprise-ähnliche Musik oder alte Lieblingssongs (sehr schön!). Mir hat alles gefallen. Diese Mischung, diese unterschiedlichen Energien. Wie es einem geht nach einer Stunde in Stille ist anders als nach einer Stunde Elfen und wieder anders als nach einer Stunde mit wilden Liedern. Und ich bin auch jeden Tag ein bisschen anders. Scheint mir jedenfalls so. Also halte ich es Zuhause nun auch gemischt. Höre das, was ich glaube zu brauchen.

Gut ist, was gefällt.

Es gibt Morgen, da muss es Reggae sein, der mit mir die Sonne im Sonnengruß beschwört, oder Norah Jones rauchig-leise Stimme, die in mein Ohr säuselt. Seed geht gut an dynamischeren Tagen, Coldplay (besonders die neue Scheibe) ist eher was für den Blues am Morgen und am liebsten nutze ich das Prinzip alter Mixed-Tapes und baue mir meine eigene Yogamusik liebevoll zusammen. Es gibt nichts Schöneres, als zu den eigenen Lieblingsliedern morgens in den Tag zu tanzen, sich zu strecken, zu atmen, zu halten, in sich rein zu hören. Kein Tag, an dem ich nicht grinsen muss, wenn ich das tue.

Ich sage also: Let the music play! Nicht immer, aber ruhig mal öfter. Und nimm nicht nur diese schönen reinen Yogascheiben. Trau dich, was eigenes zu kreieren! Trau dich frei zu sein und pfeif auf die Regeln – und dann schau zu, wie schön Erinnerung, Text, Atem, Körper und Emotionen zusammenwachsen – auf der Matte.

Damit das klappt gibt es ein paar Kleinigkeiten, die helfen. Hier meine drei kleinen Tipps für eine gelungenes Yoga-Mixed-Tape:

Die Stimmung vorher planen

Ich spüre morgens wie es mir geht und wähle meine Musik aus. Morgens erst den Mix bauen ist aber umständlich. Zum Glück kennen wir uns alle schon lange selber und wissen meist recht gut in welcher Stimmungen wir was brauchen. Ich habe also Mixed Tapes für quirlige Tage, an denen ich schon fröhlich aufwache; für traurigere Tage, an denen ich ein wenig neben mir hänge und mir gut tun will; Mixed Tapes für ruhige Tage, an denen ich mich sanft wecken will und so weiter und so weiter. Welche Stimmung soll dein Mix unterstreichen ist also die erste entscheidende Frage!

Text und Ton passend aussuchen

Ich mag beim Yoga nur hören, was meiner Seele gut tut. Immerhin haben viele Studien bewiesen, dass wir uns unbewusst sehr stark davon beeinflussen lassen, was wir uns anschauen/ lesen/ hören. So waren z.B. in einer Studie Studenten deutlich unhöflicher nachdem sie sich mit einer Wortaufgabe beschäftigt hatten, die viele unhöfliche/ rüde Worte beinhaltet hatte. Seit dem ich das weiß gilt bei mir: Nur was gut für mich ist, darf an mein Ohr. Zumindest so weit ich das in der Hand habe. Daher höre ich gerne positive Texte, die mich motivieren und aufbauen. Auch sollte die Musik ein wenig zueinander passen. Ich habe Mixed Tapes über Themen wie Sonne, Freiheit, Liebe oder Mut – so kann ich schön auswählen, was gerade gebraucht wird.

Der Aufbau folgt deiner Praxis

Du bist gerne erst einmal in Zeitlupe unterwegs bevor es dynamischer wird? Wähle deine Musik entsprechend. Oder du magst es generell ruhiger? Dann ist auch das wichtig zu bedenken. Die Musikauswahl sollte deine Praxis unterstützen, nicht sie bestimmen. Beobachte also, was du machst wenn du auf der Matte bist und überlege dir dann den dafür perfekt passenden Soundtrack. Ich ändere oft erst mal ordentlich herum bis ein Mix fertig ist. Lieder werden rausgeschmissen, andere kommen rein – und irgendwann: Passt es perfekt!

Und wenn es dann soweit ist? Dann freu dich über eine Praxis, in der du Lieblingslieder hörst, vielleicht zwischendurch mal eine kurze Yogapause brauchst um mit zu tanzen. Eine Praxis in der die jetzigen Gefühle sich mischen mit all den Erinnerungen aus den Liedern, mit Fantasien und Vorstellungen. Lenkt ab? Nein. Ich sage: Unterstützt. Und: Ja, ich mache auch gerne klassisches Ashtanga: Nur der Atem, die Bandhas, Drishti und ich. Das ist schön und ursprünglich, beruhigt mich und hilft mir zu fokussieren – aber freier fühle ich mich oft wenn die Musik laut ist, ich atme, schwitze, lache und mein ganz eigenes Yoga kreiere. Jedes mal anders und nie langweilig.

Ich sage: Probier es doch mal aus!

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