CBD bei Multiple Sklerose

5 min
03.02.2024 11:30:00

Das Immun­­system richtet sich bei MS unter anderem gegen die körpereigenen Nerven­fasern und stört somit die Weiter­leitung von Impulsen. Symptome wie Lähmungs­er­schein­ungen, Koor­di­na­tions­­probleme und eine Beein­träch­­ti­gung der Sinnes­signale können die Folge sein.

Typisch für die Auto­immun­erkrankung sind die sogenannten Schübe, die aber nicht bei jedem Patienten auftreten müssen. Da Multiple Sklerose nicht heilbar ist, sind Patienten häufig Jahrzehnte lang gezwungen, Medikamente einzu­nehmen, um unter anderem ihre Schmerzen zu bekäm­pfen. In den letzten Jahren hat Canna­bidiol (CBD) das Interesse in Fach­kreisen und von Betrof­fenen geweckt, da dem Extrakt aus der Hanfpflanze schmerz­­lindernde, entzün­dungs­­hemmende und krampf­lösende Eigen­schaften nachgesagt werden.

  • Kann sich positiv auf MS-Schübe und Erschöpfungszustände auswirken
  • Sollte nur begleitend eingesetzt werden, CBD ist kein Heilmittel
  • Darf nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden

 

Die Wirkung von CBD auf Multiple Sklerose

Für mindestens 200.000 Menschen in Deutsch­­land gehört die Krankheit zu ihrem All­tag. Gene­rell gilt: Frauen sind ca. dreimal häu­figer betrof­fen als Männer. Besonders häufig tritt die Erkran­kung um das 30. Le­bens­­jahr auf, aber auch Kinder und Jugend­liche können an Multipler Sklerose erkranken. Betroffene leiden zu Beginn häufig an Schwindelgefühlen, Erschöpfung und Sehstörungen. Später können weitere Entzündungen in den Nervenbahnen von Gehirn und Rücken­mark auftreten, die zu Problemen an der Blase oder dem Darm führen können. Auch eine Depression ist keine ungewöhnliche Folge einer MS-Erkrankung.

CBD soll eingenommen eine breit gefächerte gesundheitliche Wirkung hervorrufen. Experten schreiben das dem Mix aus wertvollen Inhalts­stoffen zu, der in dem Extrakt des Hanf­ nachgewiesen werden konnte. Neben Vitaminen, Mineralstoffen, Proteinen, Ballaststoffen und essentiellen Fett­säuren sollen folgende Subs­tanzen auf den Körper einwirken:

  • Terpene
  • Cannabinol
  • Cannabigerol
  • Flavonoide
  • Cannabichromen

Besonders interessant ist der Inhaltsstoff Canna­bidiol (CBD). Er soll in der Lage sein, im Körper eine krampflösende, entzündungs­hem­mende und entspannende Wirkung auszulösen.

CBD als symptomatische Therapie bei MS?

Eins vorweg: Weder Cannabis noch CBD vermö­gen es, Multiple Sklerose zu heilen oder den Krankheitsfortschritt und das Entstehen der Entzündungsherde aufzuhalten. Offenbar können ent­sprechende Pflanzen­extrakte jedoch die Lebensqualität von Betroffenen in vielen Fällen verbessern, wie Erfahrungsberichte zeigen. Ob und in wel­chem Ausmaß Cannabinoide Menschen mit MS helfen können, wird noch untersucht. Es existieren jedoch bereits Theorien darüber, warum CBD Öl bei Multiple Sklerose erfolgreich sein könnte. Schließlich verfügt jeder Mensch über ein sogenanntes Endo­cannabinoid-System, welches mit CB1 und CB2 Rezeptoren ausgestattet ist.

Eingenommen docken die Cannabinoide an diese Rezeptoren an und können so mit zahlreichen Neuromodulatoren (chemische Verbin­dungen, die das Nervensystem beeinflussen) und Neuro­trans­mittern (Botenstoffe) interagieren. Nur wenige Beispiele sind Dopamin und GABA (Gamma-Aminobuttersäure). 

Scheinbar ist CBD in der Lage, die Bindungsei­genschaften von Rezeptoren zu verändern. Das betrifft vor allem den Rezeptor CB1, der im ge­samten zentralen und peripheren Nerven­system zu finden ist. Die Aktivierung des Rezep­tors durch CBD könnte die Erklärung für die zahlreichen positiven Effekte sein, die MS-Patienten in Er­fahrungsberichten nieder­schreiben.

Multiple Sklerose: CBD Öl versus klassische Therapie

Die Behandlung von Multiple Sklerose gestaltet sich sehr komplex, da der Krankheits­verlauf und die Beschwerden nicht voraus­ge­sagt werden können. Folgende Medikamente fallen in die Kategorie Basistherapie und werden typischer­weise bei MS verschrieben:

  • Teriflunomid
  • Glatirameracetat
  • Fumarsäuredimethylester
  • Methylprednisolon (wird häufig bei akuten Schüben verabreicht)

Menschen, die mit diesen Medi­kamenten ver­suchen ihre Erkrankung in den Griff zu bekom­men, haben allerdings im Gegenzug häufig mit Nebenwirkungen zu kämpfen.

Folgende Be­schwerden können durch die Einnahme auf­treten:

  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Bluthochdruck
  • Angstgefühle
  • Depressionen
  • krankhafte Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie)

CBD Öl kann keinen Rauschzustand hervorrufen, weil es keine psychoaktive Wirkung besitzt. Daher gilt es als sicher und nebenwirkungsarm. Viele MS-Patienten nehmen daher die pflanz­lichen Extrakte ein, um ihre herkömmliche Therapie zu erweitern. Dadurch erhoffen sie sich, ihre klassische Medikation herabsetzen zu können oder Nebenwirkungen der Medi­kamente sowie Krankheits­beschwerden zu lindern. Vorsicht: Vom Arzt verordnete Medikamente sollten nie eigenmächtig in ihrer Dosierung herabgesetzt werden. Bei Interesse sollte zu­nächst ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit dem zuständigen Mediziner stattfinden.

Sativex - Fertigarzneimittel setzt auf CBD bei MS

Nach einer Änderung des Betäubungsmittel­gesetzes ist es Medizinern in Deutschland erlaubt, cannabishaltige Fertig­arzneimittel zu verordnen. Men­schen mit Multipler Sklerose können dadurch das Präparat Sativex Spray zur Anwendung in der Mundhöhle erhalten. Das Medikament soll MS-Patienten als Zusatz­behandlung helfen, wenn sie unter mittel­schweren bis schweren Spasmen leiden. Von diesen Symptomen sind immerhin mehr als 80 % der Patienten im Verlauf ihrer Erkrankung betroffen. In dem Präparat sind Tetrahydro­cannabinol und Cannabidiol im Ver­hältnis 1:1 enthalten. Die Nährstoffe sollen spastische Schmerzen, Blasenfunktionsstörungen und Schlafprobleme lindern.

CBD Öl und Multiple Sklerose: Studien

Noch steckt die Forschung in Bezug auf CBD bei MS in den Kinderschuhen. Dennoch können von zahlreichen Untersuchungen denkbare Wir­kungen abgeleitet werden. Dabei ist jedoch zu erwähnen, dass die meisten Studien an Tieren durchgeführt wurden. Inwieweit sich die Ergeb­nisse auf die menschliche Physiologie übertragen lassen, ist unklar. Studien haben folgendes herausgefunden.

  • CBD kann scheinbar zur Bekämpfung von Schmerzen beitragen
  • Der Extrakt aus der Hanfpflanze besitzt entzündungshemmende Eigenschaften
  • Es gibt Hinweise darauf, dass CBD im zentralen Nervensystem beruhigend wirkt und Angstgefühle lindern kann

Existieren Erfahrungen mit CBD bei MS?

Im Internet kursieren zahlreiche Erfahrungs­berichte, die sich mit CBD bei Multiple Sklerose beschäftigen. Scheinbar kann CBD insbesondere bei der typischen MS-Fatigue hilfreich sein. Dabei klagen Betroffene über körperliche und geistige Erschöpfung.

Ein paar Tropfen sollen dabei helfen, die Attacken in den Griff zu bekommen und die Lebensqualität zu steigern. Zudem berichten Patienten davon, dass sie ihre Schlafprobleme mit CBD bekämpfen konnten. Auch zur Beruhigung werden die Tropf­en eingenom­men. Einige Patienten setzen auf CBD Öl, um ihre Ängste zu lindern und um ihre Schmerzen sowie Spastiken zu behandeln. Häufig wird auch das sogenannte Uhthoff-Phänomen thema­tisiert. Dabei haben Patienten ein gestörtes Hitzeempfinden. CBD hilft scheinbar einigen Patienten, die körperliche Erwärmung einfacher zu ertragen.

Bei Erfahrungsberichten handelt es sich um sub­jektive Empfindungen. Daher müssen Men­schen mit Multiple Sklerose selbst heraus­finden, inwie­weit ihnen CBD helfen kann. Wirk- oder Heilver­sprechen dürfen in dem Zusam­menhang nicht gemacht werden.

Multiple Sklerose: Welche CBD Öl Dosierung sinnvoll ist

CBD ist in folgenden Darreichungsformen erhältlich:

  • CBD Öl
  • CBD Kapseln
  • CBD Pastillen
  • CBD Tinkturen
  • CBD Lebensmittel
  • CBD Liquids
  • CBD Tee
  • CBD Cremes
  • CBD Globuli

MS-Patienten entscheiden sich häufig für CBD Öl, welches sich unkompliziert in die Tagesroutine einbinden lässt. Prinzipiell ist auch die Anwen­dung von Vape-Konzentraten denkbar - sie sollen schneller und intensiver wirken. Patienten nehmen damit aber häufig auch unerwünschte Zusatzstoffe und Aromen auf. Zudem soll die Wirkung nicht so lange anhalten wie bei CBD Öl.

Ein weiterer Pluspunkt für diese Darreich­ungsform ist, dass die Dosis unkom­pliziert angepasst werden kann. Das ist wichtig, da es keine allgemein­gültige Dosie­rungsempfehlung für CBD bei MS gibt. Stattdessen wird empfohlen, sich an die optimale Dosierung heranzutasten, wobei stets mit einer geringen Menge gestartet werden sollte.

2 x 4 Tropfen CBD Öl pro Tag sublingual (unter die Zunge gegeben) haben sich laut Erfahrungsberichten bewährt. 

Gibt es irgendwelche Nebenwirkungen beim Einsatz von CBD bei MS?

Im Vergleich zu konventionellen Medikamenten, die bei Multiple Sklerose verschrieben werden, ist CBD nebenwirkungsarm. Trotzdem können auch hier unerwünschte Begleiterscheinungen nicht ganz ausgeschlossen werden. Dazu zählen Benommenheit, Schläfrigkeit und ein trockenes Mundgefühl.

CBD kann sich womöglich auf den Blutdruck auswirken. Daher sollten insbesondere Menschen mit niedrigem Blutdruck ihre Werte regelmäßig kontrollieren. Treten starke Nebenwirkungen auf, sollte die Dosierung reduziert oder das Präparat gänzlich abgesetzt werden.

CBD bei MS: Wechselwirkungen mit Medikamenten

CBD ist in der Lage, körpereigene Enzyme zu beeinflussen, sodass Medikamente entweder stärker oder schwä­cher wirken können. Des­halb sollten Anwender ent­sprechende Präparate nicht mit folgenden Medikamenten kombinieren:

  • Säurehemmer
  • Gerinnungshemmer
  • Schmerzmittel
  • Neuroleptika

Wechselwirkungen mit anderen Nahrungs­ergän­zungs­mitteln

Häufig wird vergessen, drauf hinzuweisen, dass CBD auch mit Nahrungsergän­zungs­mitteln interagieren kann. Im schlimm­sten Fall kommt es zu einer vermehrten Schläfrig­keit, die den Alltag deutlich erschwe­ren kann. Sicherheitshalber sollte deshalb von der gleichzeitigen Ein­nahme von CBD und folgenden Nahrungsergänzungs­mitteln abgesehen werden:

  • Katzenminze
  • Kava
  • Hopfen
  • L-Tryptophan
  • Johanniskraut
  • Melatonin

 

Themen: CBD
Vorheriges Thema
← CBD bei ADHS
Nächstes Thema
CBD bei Reizdarm →