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Vom Werden und vergehen
„Panta Rhei“, alles fließt. Diese Weisheit wird auf den griechischen Philosophen
Heraklit zurückgeführt. Weiter heißt es dort „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.“ In der Natur, wo übrigens auch unser Leben dazugehört, geht es immer um das Werden und Vergehen. Tag und Nacht, Sommer und Winter, Blühen und Verwelken. Alles ist vergänglich, auch wenn wir uns noch so sehr dagegen wehren. Der Fluss ist ein wunderbares Bild dafür. Er ist vollkommen und gleichzeitig unvollkommen, er wird geboren und versiegt, er zerstört und schafft Leben. Wenn es längere Zeit nicht geregnet hat, versickert der Fluss langsam im Boden und verdampft in den Himmel, nur um dann wieder durch den Regen zu erstarken. Wenn ich mein Leben betrachte, dann hat es sich immer seinen Weg gebahnt. Ähnlich wie ein Fluss, mal wie ein reißender Strom, mal wie ein kleiner Rinnsal. Immer wieder gab es Hindernisse, die es zu überwinden galt. Das waren Zeiten mit finanziellen Engpässen, Herzschmerz, Zweifeln und wenig Freude. Ich glaube, dass diese Zustände zum Leben genauso dazugehören wie Liebe, Fülle und Glück.
Wandel ist unvermeidbar
In der Natur bauen wir Staudämme oder lenken Flüsse um. Damit greifen wir in den natürlichen Ablauf der Dinge ein. Das verursacht auf kurze Sicht keinen großen Schaden. Langfristig wehrt sich die Natur. Wir sehen das bei kleinen Waldbränden, die unterdrückt werden, später dafür zu flächendeckenden, gefährlichen Bränden werden. Das gilt im Großen für unsere gesamte Erde genauso wie für mich als Menschen. Wenn ich eine Grippe habe, kann ich die Krankheit aushalten und gestärkt daraus hervorgehen. Oder ich kann sie mit Medikamenten bekämpfen und meinem Körper die Chance auf Selbstheilung nehmen. Wenn ich Vertrauen in das Leben habe und die Vergänglichkeit akzeptiere, dann kann ich Dinge einfach geschehen lassen. Dann muss ich mich nicht an sie klammern, egal ob es Glück oder Leid ist. Jede Erfahrung, die wir machen, hat einen Grund, auch wenn wir diesen oft erst Jahre später verstehen können.
Vom Loslassen
„Wenn du etwas kontrollieren willst, musst du es loslassen“. Auch wenn das im ersten Moment ein Widerspruch zu sein scheint, macht diese Aussage sehr viel Sinn für mich. Je mehr ich etwas kontrollieren will, z.B. wie sich meine Freundin verhält, was andere Leute über mich sagen oder ob heute die Sonne scheint, desto mehr Kontrolle gebe ich diesen Dingen, die ich nicht beeinflussen kann, über mich. Wenn ich sie loslasse, befreie ich mich davon. Das einzig Beständige im Leben ist die Veränderung, ein ewiges Werden und Wandeln. Unsere Gefühle, Emotionen und Einstellungen – all das verändert sich in jedem Moment. Warum also daran festhalten? Von Heraklit soll die Weisheit stammen, dass „man kann nicht zweimal in den denselben Fluss steigen kann.“ Hast du jemals ein Buch zweimal gelesen? Es wird nie das gleiche Erlebnis sein, da dich das erste Lesen verändert hat. Die gleichen Worte haben beim zweiten Lesen eine andere Bedeutung. Wenn du auf eine Reise gehst und nach einem Jahr wieder zu Hause ankommst, dann ist es der gleiche Ort, aber du bist ein veränderter Mensch. Vielleicht warst du mal im Urlaub an einem Ort, der so magisch war, dass du aus Angst davor, dass er deine Erwartungen nicht ein zweites Mal erfüllen kann, nicht mehr hinfährst. Genau das meine ich, wenn ich davon rede, an etwas anzuhaften. Der zweite Besuch an diesem Ort wird nicht genauso sein. Er wird nicht besser oder schlechter, sondern anders. Wenn du dich von den Erwartungen löst, kannst du dich noch einmal komplett neu auf diesen Ort einlassen. Der Fluss hält nicht an seinen Erinnerungen und seiner neugewonnen Stärke fest. Er entspringt einer kleinen Quelle, entwickelt sich zu einem reißenden Strom, nur um sich irgendwann im Meer zu verlieren und als Wasserdampf aufzusteigen. Der Fluss weiß, dass alles Eins ist und er bald wieder neue Erfahrungen auf der Erde machen wird.
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