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Die Kraft der kleinen Veränderungen
Rechenkünstler aufgepasst: Wenn wir annehmen, dass ein Reiskorn 30 Milligramm wiegt, dann würden auf dem 64. Feld des Schachbrettes 540 Milliarden Tonnen Reis stehen. Um das ins Verhältnis zu setzen: Die weltweite Erntemenge von Reis betrug in den letzten Jahren um die 700 Millionen Tonnen pro Jahr. Kaiser Sheram hätte also bei heutigem Stand die weltweite Reisernte der nächsten 770 Jahre geschuldet. Wenn man die komplette Erde in ein Reisfeld verwandeln würde, dann hätte der Kaiser seine Schulden in neun Jahren begleichen können. Unglaublich, oder? Solche unvorstellbaren Größenordnungen und alles beginnt mit der Verdopplung eines einzigen Reiskorns. Die Mathematiker unter uns kennen dieses Phänomen, aber die meisten von uns können sich das nicht vorstellen. Unser Kopf denkt nicht in Potenzen. Ferne Ziele scheinen uns durch gleichmäßige, kurze Schritte nicht erreichbar. Die Wahrheit aber ist, dass kleinste Handlungen zu Quantensprüngen werden können, wenn sie kontinuierlich sind. Was es dafür braucht, ist Geduld. Stelle dir vor, heute kommt eine Fee zu dir. Sie sagt dir, dass sie dir entweder eine Million Euro gibt, die zu sofort bekommst, oder einen Euro, der sich in den kommenden 30 Monaten jeweils verdoppelt. Wofür würdest du dich entscheiden? Der angelegte Euro hätte nach zweieinhalb Jahren einen Wert von über 500 Millionen. Es geht hier nicht darum, eine Anlage mit 100% Rendite zu finden, sondern um das Prinzip der aufgeschobenen Belohnung. Die Frage lautet: Was bin ich bereit, heute zu tun, um morgen Erfolg zu haben?
Die aufgeschobene Belohnung
Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre wurde an der Stanford Universität eine Studie durchgeführt, die als
Marshmallow-Experiment bekannt geworden ist. Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren wurden alleine in einen Raum gesetzt und vor ihnen auf dem Tisch wurde ein Marshmallow oder ein Keks gelegt. Den Kindern wurde gesagt, dass sie die Süßigkeit sofort essen dürfen. Wenn sie aber 15 Minuten warten würden, ohne sie zu essen, dann bekämen sie eine zweite Süßigkeit. Einige Kinder gaben sofort nach, andere hielten sich die Hände vor die Augen oder streichelten das Marshmallow. Ein Drittel der Kinder schaffte es, 15 Minuten lang durchzuhalten, um die Belohnung zu erhalten. Ungefähr 20 Jahre später wurde die Entwicklung der Kinder aus dem Experiment bewertet. Diejenigen, die das Marshmallow nicht sofort aßen, hatten bessere Schulabschlüsse und waren kompetenter als die ungeduldigen Testpersonen. Auch wenn das Experiment viel kritisiert wurde, zeigt es einen wichtigen Punkt auf: Geduld wird im Leben oft belohnt. Wenn ich nicht sofort nach der Belohnung greife, fällt diese später höher aus. Als ich mich selbständig gemacht habe, war mein Bankkonto ziemlich leer. Ich hatte einen Blog mit hohen Besucherzahlen und habe ständig darüber nachgedacht, wie ich damit Geld verdienen kann. Ich habe Werbeanzeigen in die Seite eingebunden, bezahlte Beiträge geschrieben und mich anderweitig prostituiert. Das Ergebnis war, dass ich so zwar ein paar Hundert verdienen konnte, aber immer weniger Besucher auf die Seite kamen. Mit meiner aktuellen Website, Wireless Life, habe ich es anders gemacht. Ich habe die Belohnung aufgeschoben. Zwei Jahre lang habe ich mit meinen Beiträgen vielen Menschen geholfen, ohne damit auch nur einen Cent zu verdienen. Das Vertrauen, das ich mir damit erarbeitet habe, zahlten mir meine Leser doppelt zurück, als ich mein erstes Buch verkaufte. Ähnliche Erfahrungen habe ich immer wieder gemacht. Das Leben ist kein Sprint, sonder ein Marathon. Ich komme nicht mit einem Schritt vom Start zum Ziel. Bis zum Ziel sind es viele kleine Schritte und dafür brauche ich Geduld. Wenn ich an große Ziele denke, ist das demotivierend. Sie sind so weit weg, dass sie unerreichbar scheinen. Viel motivierender ist für mich der erste kleine Schritt, der leicht zu erreichen ist. Wenn ich danach kontinuierlich einen Fuß vor den anderen setze, kann ich großartige Dinge vollbringen. Einen Satz möchte ich dir noch mitgeben: Wir überschätzen das, was wir an einem Tag erreichen können, aber wir unterschätzen das, was wir in einem Jahr erreichen können.
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