Einen Vitamin-D-Mangel beobachteten Mediziner wiederholt bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, bei Diabetes und Depressionen. Die Wissenschaftler versuchen herauszufinden, ob der Vitamin-D-Mangel die Entzündung verursacht oder dieselbe das Defizit.
Einiges deutet darauf hin, dass die chronische Entzündung den Vitamin-D-Stoffwechsel zu verändern vermag und einen unzureichenden Status bedingt. Andere Forscher vertreten die Hypothese, eine Hypovitaminose D wäre ursächlich oder trüge zu einer Depression und anderen Erkrankungen bei.
Laut einiger Studien mit Ratten führt chronischer Stress zu Depressionen, beeinflusst aber nicht den Vitamin-D-Stoffwechsel
Kürzlich durch einen Versuch mit Ratten gewonnene Daten unterstützten die letztgenannte Hypothese. Sie gibt Anlass zur Vermutung, eine Hypovitaminose D verursache die Entzündung. Vitamin D ist dafür bekannt, das Immunsystem und die Entzündung durch inflammatorische Zytokine zu unterdrücken und die Immunzellen-Aktivität zu regulieren.
Klinische Studien über die Auswirkungen von Vitamin D auf diverse inflammatorische Erkrankungen vermochten keine Veränderungen im Gesundheitszustand zu belegen. Sie verweisen auf die beobachtende Forschung.
Die gegensätzlichen Ergebnisse epidemiologischer und Interventions-Studien lässt aktuell die Hypothese zu, eine Hypovitaminose D sei nicht ursächlich, aber diese stattdessen ein Resultat verschiedener entzündlicher Krankheits-Zustände.
Chinesische Wissenschaftler testen Gültigkeit der Hypothese
Klinische Forscher aus China testeten die Gültigkeit dieser Hypothese in einer Versuchsreihe mit depressiven Ratten. Die Studie von Jiang, P. et al. veröffentlichte das Journal of Endocrinological Investigation, 2014.
Depressionen gehen mit chronischen Entzündungen einher und erhöhte Werte der entzündlichen Zytokine sind bei depressiven Personen normal. Außerdem besitzen Depressive einen niedrigeren Vitamin-D-Status als die gesunden Probanden der Kontrollgruppe.
Um oben genannte Hypothese zu untersuchen, wählten die Forscher Ratten aus. Sie ordneten diese entweder der Kontrollgruppe oder der Gruppe mit chronischem milden Stress zu. CMS kennzeichnet eine sich wiederholte niedrige Belastung. Das meist gültige Tiermodell spiegelt genau die Art der Depression wieder, wie Mediziner sie beim Menschen beobachten.
Die Forscher setzten die Ratten in der Interventions-Gruppe innerhalb eines Zeitraums von acht Wochen verschiedenen Stressoren aus. Dazu brachten sie beispielsweise den Käfig für 24 Stunden in eine 45-Grad-Neigung. Ebenso lange entzogen sie ihnen das Futter.
Am Ende der acht Wochen maßen die Wissenschaftler den Vitamin-D-Spiegel, die Stresshormone und den Status der entzündlichen Zytokine der Ratten sowie die Auswirkungen auf zwei Enzyme, CYP27B1 und CYP24A1. Letztgenannte zeigen sich für die Aktivierung und Inaktivierung des Vitamin D verantwortlich.
Wirkt sich eine stressbedingte Depression auf die Enzyme aus und bewirkt sie einen Vitamin-D-Mangel?
Die Forscher beabsichtigten herauszufinden, ob sich eine durch Stress verursachte Depression auf die Enzyme auswirkt oder, falls dem so ist, diese Veränderungen den Stoffwechsel des Vitamin D beeinträchtigen und schließlich einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel bewirken.
Die Analysen ergaben:
- Ratten in der CMS-Gruppe hatten deutlich erhöhte Werte bei den Corticosteronen. Das Hormon setzt der Körper als Reaktion auf Stress frei.
- Die inflammatorischen Zytokine IL-6, TNF-α und IFN-γ waren in der CMS-Gruppe alle deutlich erhöht.
- Keine Unterschiede ergaben sich bei den Gruppen bezüglich der Auswirkungen der beiden Enzyme CYP27B1 und CYP24A1.
- Es gab keine Abweichungen beim Vitamin D oder aktiviertem Vitamin-D-Status zwischen den beiden Gruppen.
Seelischer Stress nicht verantwortlich für eine Hypovitaminose D bei Depressionen
Obwohl das Stress-Verfahren deutliche Steigerungen der Corticosterone und der inflammatorischen Zytokine bewirkt, beurteilen die Wissenschaftler die Tatsache, dass die stressbedingten chronischen neuroendokrin-immunen Störungen nicht den renalen Vitamin-D-Stoffwechsel und den Serum-Vitamin-D-Spiegel verändern, als hinweisend, dass seelischer Stress und daraus folgende Dysregulation im neuroendokrinen und immunen System nicht verantwortlich für einen Vitamin-D-Mangel bei Patienten mit Depression ist.
Geht eine Hypovitaminose D einer Depression voraus?
Nach der ersten großen prospektiven Studie zeigt sich wiederholt eine Verbindung zwischen Depression und Vitamin-D-Mangel. Die Ergebnisse der Studie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hypovitaminose D einer depressiven Verstimmung vorangeht.
Nachteil des Tiermodells und mangelnde Bewertung anderer Hormone
Der größte Nachteil dieser Studie, so die Forscher, sei die Verwendung eines Tiermodells. Die Resultate seien nicht notwendigerweise auf den Menschen übertragbar. Die Wissenschaftler merkten ebenso an, dass die mangelnde Bewertung anderer Hormone die Möglichkeit einschränke, die Beziehung zwischen Depression, Entzündung und Vitamin D allumfassend zu verstehen.
Die Ergebnisse neuester Studien wiesen darauf hin, dass Entzündungen den Vitamin-D-Stoffwechsel nicht direkt veränderten. Nach Meinung der Wissenschaftler sei es wahrscheinlich, dass eine Hypovitaminose D dem Ausbruch einer Depression vorangeht. Sie trüge zu ihrer Entstehung mit ihren begleitenden Entzündungen bei.
Resultate der Studie verwertbar für humane Studien
Die Ergebnisse eignen sich nicht, um sie auf den Menschen zu übertragen. Aus dieser Tatsache heraus besteht die Option, sie für zukünftige humane Studien zu nutzen, die den Entzündungs-Zustand in Bezug auf den Vitamin-D-Stoffwechsel untersuchen.
Ergebnisse der Studie in der Zusammenfassung
Die stress-induzierten neuroendokrin-immunen Störungen sind möglicherweise ursächlich für die Entwicklung einer Depression. Sie zeigen sich jedoch nicht verantwortlich für eine Hypovitaminose D, die Ärzte gewöhnlich bei depressiven Patienten vorfinden.
Quellen, Verweise:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25319470