Neue Studie: Semaglutid verbessert Hautkrankheit bei übergewichtigen Patienten

yippy
von yippy
2 min
25.09.2024 20:17:58
Neue Studie: Semaglutid verbessert Hautkrankheit bei übergewichtigen Patienten
3:51

Eine bahnbrechende Studie, die auf dem EADV-Kongress 2024 vorgestellt wurde, zeigt vielversprechende Ergebnisse für den Einsatz von Semaglutid bei der Behandlung von Hidradenitis suppurativa (HS) bei Menschen mit Adipositas.

Studie untersucht Semaglutid-Wirkung bei HS-Patienten

HS ist eine chronische Hauterkrankung, die etwa 1% der Bevölkerung betrifft und durch schmerzhafte Abszesse und Narbenbildung gekennzeichnet ist. Übergewicht gilt als wesentlicher Risikofaktor. In der Studie erhielten 30 adipöse Patienten mit HS über durchschnittlich 8,2 Monate wöchentlich 0,8 mg Semaglutid.

Die Ergebnisse waren beeindruckend:

  • Die Häufigkeit von HS-Schüben ging von alle 8,5 Wochen auf alle 12 Wochen zurück
  • Der Lebensqualitäts-Index verbesserte sich deutlich von 13/30 auf 9/30 Punkten
  • Der durchschnittliche BMI sank von 43,1 auf 41,5
  • Das Durchschnittsgewicht reduzierte sich von 117,7 kg auf 111,6 kg
  • Ein Drittel der Patienten verlor 10 kg oder mehr

Auch Entzündungswerte und Blutzuckerkontrolle verbesserten sich signifikant.

Dr. Daniel Lyons, leitender Forscher der Studie, sieht in Semaglutid großes Potenzial für die HS-Behandlung: "Neben der bekannten gewichtsreduzierenden Wirkung kann es offenbar auch die Häufigkeit von HS-Schüben verringern und so die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern." Die Ergebnisse müssen nun in größeren Studien bestätigt werden.

Experten sehen darin aber bereits einen möglichen Durchbruch in der Therapie dieser belastenden Hauterkrankung. Semaglutid, ursprünglich zur Diabetes-Behandlung entwickelt, wird zunehmend auch erfolgreich zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Die neue Studie zeigt nun erstmals sein Potenzial speziell für übergewichtige HS-Patienten auf.

Wirkmechanismus und Nebenwirkungen

Semaglutid gehört zur Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Es ahmt die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nach, das den Blutzuckerspiegel reguliert und das Sättigungsgefühl beeinflusst. Bei HS-Patienten könnte Semaglutid nicht nur durch die Gewichtsreduktion wirken, sondern auch direkt entzündungshemmende Effekte haben. Typische Nebenwirkungen sind vor allem gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, die meist vorübergehend auftreten und mit der Zeit nachlassen.

Bedeutung für die HS-Therapie

Die aktuelle Standardtherapie bei HS umfasst topische und systemische Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente und in schweren Fällen chirurgische Eingriffe. Die Einführung von Semaglutid könnte einen neuen, ganzheitlichen Ansatz in der HS-Behandlung darstellen, der sowohl die Symptome als auch einen Hauptrisikofaktor - das Übergewicht - gleichzeitig adressiert. Dies könnte insbesondere für Patienten relevant sein, bei denen herkömmliche Therapien nicht ausreichend wirksam sind.

Ausblick und weitere Forschung

Obwohl die Ergebnisse der Studie vielversprechend sind, betonen Experten die Notwendigkeit weiterer Forschung. Größere, randomisierte kontrollierte Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Semaglutid bei HS langfristig zu bestätigen. Zudem muss untersucht werden, ob die positiven Effekte auch nach Absetzen des Medikaments anhalten. Forscher sind auch daran interessiert, die genauen Mechanismen zu verstehen, durch die Semaglutid die HS-Symptome verbessert, um möglicherweise neue Therapieansätze zu entwickeln. Die Studie öffnet somit ein neues Kapitel in der HS-Forschung und könnte den Weg für innovative Behandlungsstrategien ebnen.

Quelle: PM der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) zum Kongress 2024: https://www.presseportal.de/pm/165075/5872272