Eine absolute Überraschung für mich, als hätte ich es geahnt: die lieben Hamstrings sind Schuld. An ALLEM. Für alle Nicht-Anatomie-Profies unter uns, die Hamstrings sind eine Muskelgruppe, platziert an den hinteren Oberschenkeln.
Ich bleibe aber bei der englischen Version, ‚Hamstrings‘. Das Wort kann man so herrlich durch die Gegend schleudern. Mit aller Wut und Verzweiflung.
Denn sie – oder zumindest meine Prachtexemplare – sind hart wie Beton. Oder Drahtseile.
Verweigern sich der Dehnung, verweigern sich irgendwie jeglicher Mitarbeit. Ich frage sie jeden Tag. Ich bitte. Flehe. Rede gut zu. Streichle. Lobe (den einen Millimeter in einer gefühlten Ewigkeit). Übe. Nichts. Grrrrrrrr. Aber nun, das soll weder eine Yoga, noch eine Anatomie-Lektion werden…
Vielmehr habe ich gerade Erstaunliches gelesen, was so einiges erklärt. Mir war das völlig neu, aber lest selber:
„… To breathe into and release the hamstrings can be very upsetting. We store many powerful emotions, such as suppressed anger, competitiveness, and fear of inadequacy, in our hamstring muscles. All suppressed emotions are potentially crippling to our health: they are toxic and have an impact on our personality…“ (Ashtanga Yoga, Practice & Philosophy, by Gregor Maehle)
Ach du herrjemine. Ich weiss schon, dass unsere Emotionen sich gute Verstecke in unserem Körper suchen, aber da? Und auch noch Gift sprühen?
Die Hamstrings sind schlicht und einfach Schuld
Das ist die gute Nachricht: Die Bösewichte identifiziert und überführt. Schuld an allem selbstverständlich. Wenn schon pauschalisieren, denn auch richtig bitte schön. Von wegen nur ein paar Muckies. In Wirklichkeit anscheinend ein Lager für negative Emotionen.
Die andere gute Nachricht: mit dem Wissen können wir sie zu unseren Freunden machen. Die lieben Hamstrings. Oh là là. Will ich das? Ja!
Nicht nur für die Yoga Praxis wie ein 6er im Lotto, auch ohne Yoga eine wunderbare Erleichterung, können wir unsere Hamstrings von krampfhaftem Festhalten befreien. Und damit all das Negative aus unserem Körper entlassen.
Dann mal los! Schauen wir uns doch mal an, was die lieben Hamstrings so alles aufbewahren für uns. Was sitzt da so verdammt fest?
Lass dich überraschen! Schau es dir genau an. Entscheide, ob du das wirklich noch brauchst und falls nein, lass es ziehen. Lass los. Befreie deine Muskeln von Ärger und Angst. Lass alles Negative ziehen, ich bin sicher, du wirst es nicht vermissen.
Eine einfache Technik dafür ist das Atmen. Schicke deinen Atem zu den Hamstrings. Nimm mit jedem Ausatmen alles Negative mit. Hinaus damit. Ab an die frische Luft. Hinfort! Schicke mit jedem Einatmen Leichtigkeit und Freude in deine Hamstrings. Befreie sie von all der Last. Und damit auch dich.
Ich habe schon damit angefangen. Und du?