Persönliche Faktoren als Ursache für Burnout
Das Phänomen der Belastung und Überlastung der Menschen ist in den vergangenen drei bis vier Jahrzehnten zu einem gesellschaftlichen Problem geworden. Doch das Leid spielt sich auf der persönlichen Ebene ab. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass Burnout als Krankheit in der internationalen Definition des ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) der Weltgesundheitsorganisation als Diagnosemöglichkeit überhaupt nicht enthalten ist. In jedem Fall von Burnout sind die Ursachen nicht nur im Umfeld zu finden. Stets spielen auch persönliche Faktoren eine Rolle. Psychologisches Grundwissen über unsere Denk- und Verhaltensmuster hilft, Licht in die Zusammenhänge zu bringen.
Subjektives Empfinden von Stress – wodurch exakt sind Sie gestresst?
Auf der Suche nach den Ursachen für Ihre Burnout-Erkrankung besteht ein wichtiger Schritt darin, die persönlichen Stressauslöser kennen zu lernen. Für Sie mögen Konstellationen belastend sein, die für andere leicht zu bewältigen sind. Und Sie werden auch nicht die gleichen Situationen negativ bewerten, die andere Patienten schildern.
Wie Sie mit einer Herausforderung umgehen, hängt von Ihren Ressourcen ab. Die Möglichkeiten, klare Grenzen zu ziehen und sich innere Stärkung zu holen, sind wesentlich geprägt durch frühere Erlebnisse. In den helfenden Berufen sind Menschen zu finden, deren Anliegen es ist, Anderen Hilfe zu geben. Als Lohn für ihre Mühen erwarten überproportional viele von ihnen, anerkannt und wertgeschätzt zu werden. Das höhere Ansehen soll einen inneren Mangel an Selbstwert kompensieren. Dieses Verhalten der überzogenen Erwartung ist unter dem Namen Helfer-Syndrom bekannt.
Perfektionismus und Überidentifikation
Gehören Sie zu den Menschen, die ihre Aufgaben zu hundert Prozent oder mehr erfüllen möchten, um Ihren Ansprüchen an sich selbst gerecht zu werden? Sie verpassen den adäquaten Moment, in dem Sie das Ziel als erreicht betrachten könnten. Stattdessen perfektionieren sie bis ins letzte Detail und wenden dafür überproportional viel Energie auf. Ein solches Verhalten birgt die Gefahr, dass Sie sich mit der inneren Haltung des Perfektionisten jahrelang überfordern und auf Dauer selbst auslaugen.
Möglicherweise gehören Sie als Burnout-Patient zu den Menschen, die sich danach sehnen, mit einer Sache (oder einer Person) zu verschmelzen. Ihr Maß an Identifikation steigert sich in eine ungesunde Dimension. Sie sehen sich und die Aufgabe als eins an. Ihre ursprüngliche Identität geben Sie zugunsten des Auftrags auf. Das führt dazu, dass Sie Ihre persönlichen Bedürfnisse und Wünsche aus den Augen verlieren. Sie stellen die Pflichterfüllung über alle anderen Dinge und vergessen, gut für sich selber zu sorgen.
Fehlende Beziehung zu sich selbst – wie Emotionen wirken
Alle Patienten, die einem dieser Persönlichkeitstypen angehören und an Burnout erkrankt sind, haben eine schlechte Beziehung zu sich selbst. Sie vernachlässigen und leugnen ihre eigenen Bedürfnisse. Nach längerer Zeit gelingt es ihnen nicht mehr, ihre Wünsche zu benennen. Sie haben den Kontakt zu ihrem Inneren mit jedem Schritt verloren, den sie in der Vergangenheit über die eigenen Grenzen gegangen sind.
Zwar ist Ihnen theoretisch klar, was Ihnen gut tut. Doch wenn es darum geht, zu Ihren eigenen Gunsten zu handeln, misslingt es. Sie unterdrücken Ihre Gefühle und beschwichtigen die innere Stimme, die Ihre Bedürfnisse zum Ausdruck bringen würde. Sie haben „gelernt“, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Stattdessen gestehen Sie dem Gegenüber mehr Raum zu und erledigen lieber noch eine zusätzliche Sache. Dieses Ungleichgewicht gilt es zu erkennen und wirksame Möglichkeiten zu finden, sie zu Ihren Gunsten auszugleichen. Das erfordert Mut und einen klaren Kopf.
Zusammen mit einem erfahrenen Berater können Sie sich auf den Weg machen, Ihre verschütteten Emotionen ans Licht zu holen und den Pfad des Ausbrennens zu verlassen.