Achtsamkeitsübungen für sofortiges Ankommen im Jetzt
Wie oft am Tag erwischt du dich dabei, dass du mehrere Sachen gleichzeitig machst oder deine Aufmerksamkeit nicht da ist, wo sie sein sollte? Wenn es dir selbst schon ab und an auffällt, dann bist du zumindest schon ein gutes Stück weiter. Die meiste Zeit über merken wir nämlich gar nicht, dass wir zwar einer bestimmten Tätigkeit nachgehen, aber gar nicht wirklich “dabei sind”.
Kinder sind die wahren Achtsamkeitsmeister
Mein derzeitiger Job ist eigentlich optimal, um Achtsamkeit zu trainieren. Ich meiner Kindergartengruppe gibt es 18 kleine Zwerge, die ständig meine Aufmerksamkeit fordern. Ununterbrochen wollen sie beschäftigt, bespasst, getröstet oder auch einfach mal geknuddelt werden.
Und sie sind die wahren Achtsamkeitsmeister. Es ist wirklich faszinierend, ihnen beim Spielen zuzuschauen. Wie konzentriert sie sich für einen langen Zeitraum mit einer Sache beschäftigen können, das ist unglaublich. Ein sehr gutes Vorbild also. Und wenn ich doch einmal mit meinen Gedanken abweiche, dann muss nur einer der Kleinen meinen Namen rufen und ich bin wieder voll präsent.
Doch letztens hab ich mich wieder einmal selbst dabei ertappt, wie ich überhaupt nicht bei der Sache war: Beim Vorlesen eines guten alten Märchenklassikers erwischte ich mich dabei, wie meine Gedanken völlig woanders waren und ich kein Wort von dem, was ich da gelesen, bewusst wahrgenommen hatte. Eines meiner Kiddies fragte mich irgendetwas über eine Figur aus der Geschichte und ich war völlig perplex weil ich keine Ahnung hatte, wovon sie da gerade redete. Paff!
Völlig abgedriftet mit den Gedanken, keine Ahnung wo mein Kopf da gerade unterwegs war, aber auf jeden Fall ganz weit weg vom eigentlichen Geschehen.
Achtsamkeit gegen Stress und für mehr Kreativität
Das mag man jetzt dramatisch finden oder auch nicht, aber mich hat es schon leicht schockiert, wie sehr man nicht bei einer Sache sein kann. Und dabei predige ich doch in meinen Yogastunden selbst immer, dass das Leben nur immer aus dem jeweiligen Moment besteht und wir diesen deshalb so intensiv es geht wahrnehmen und genießen sollten.
Klar, 16 – 18 Stunden am Tag völlige Aufmerksamkeit bei allem was man tut, dass ist unrealistisch. Doch wieder ein bisschen mehr Bewusstsein in das bringen, was man so den ganzen Tag über tut, das kann auf keinen Fall schaden. Im Gegenteil: Es ist mittlerweile bewiesen, dass regelmäßiges Achtsamkeitstraining u. a. Stress deutlich reduzieren kann, die Kreativität fördert und auch das Immunsystem stärkt.
In unserer Smartphone-Generation wird es einem aber auch nicht einfach gemacht, ständig achtsam zu sein
Zu verlockend ist es zum Beispiel, beim Frühstück oder auf dem Weg zur Arbeit noch schnell die neusten Messages, Facebook und Instagram zu checken.
Oder ein weiterer Klassiker: Beim Treffen mit Freunden oder im Urlaub ein Foto nach dem anderen zu knipsen, um sie dann später ebenfalls über die Social Medias mit der halben Welt zu teilen. Eine Freundin von mir ist inzwischen so besessen davon, dass wir erst immer mit essen beginnen dürfen, wenn sie den richtigen Shot im Kasten hat – nervig!
Smartphone-freie Zeit muss sein
Die meisten von uns sind ja noch absolut ohne diesen ganzen Technik-Schnickschnack großgeworden, doch sich jetzt ein Leben ohne Laptop, Smartphone und Tablet vorstellen, dass ist echt nicht einfach. Fakt ist einfach, dass viele dieser Geräte unser Leben schlichtweg einfacher machen.
Wie bei allem im Leben, kommt es halt auch hier auf die Balance an. Deshalb hilft es z. B. auch schon, sich Smartphone-freie Zeiten einzurichten. Besonders ein Morgen ohne Blick auf das blinkende Telefon kann sehr entspannend sein.
Achtsamkeit kann man übrigens trainieren
Wie bei fast allem gilt auch hier, dass es am Anfang gar nicht so einfach ist, aber mit der Zeit immer selbstverständlicher und einfacher wird. Es gibt wirklich jeden Tag unzählige Möglichkeiten, um Achtsamkeit zu trainieren. Ich habe euch hier mal ein paar Beispiele und meine Favorites zusammengestellt:
Bewusst in den Tag starten
Schon bevor dein Tag so richtig beginnt, gibt es bereits genügend Gelegenheiten, um Achtsamkeit zu praktizieren. Eine Dusche am Morgen ist etwas wundervolles und diese mal mit vollen Sinnen zu erleben, ist einfach herrlich.
Versuche doch direkt morgen früh einmal, bewusst zu duschen: Wahrnehmen, wie das Wasser langsam auf deinen Körper prasselt und an dir hinunterläuft. Spüren, wie deine Hände über Körper und Haare gleiten um dich einzuseifen, den Duft deines Shampoos tief einatmen. Schließ die Augen für einen Moment und saug einfach mal alle diese Eindrücke auf.
Und auch das Zähneputzen wird gleich viel interessanter, wenn du mal darauf achtest, wie du die Bürste über deine Zähne fahren lässt. Nimm den Druck wahr, die kreisenden Bewegungen, der Geschmack der sich in deinem Mund ausbreitet und die Sensation, wenn du dir den Mund ausspülst und sich ein Gefühl der Frische ausbreitet. Herrlich!
Sich bewusst fortbewegen
Egal, wie du dich die meiste Zeit über fortbewegst, dies ist eine wunderbare Gelegenheit, um Achtsamkeit zu trainieren. Wenn du wie ich viel mit dem Rad unterwegs bist, dann erinnere dich beim nächsten Mal daran, dich wirklich auf die Bewegungsabläufe zu konzentrieren.
Spüre, wie die Muskeln deiner Beine arbeiten, um in die Pedale zu treten.
Deine Hände, wie sie den Lenker umgreifen und dich geschickt durch die Straßen steuern. Und auch mit deinen anderen Sinnen kannst du so viel wahrnehmen während der Fahrt.
Versuche, die Geräusche um dich herum aufzunehmen. Schau dir die Bäume und Sträucher an. Hast du schon gesehen, wie sie sich in den letzten Wochen verändert haben?
Auch wenn du dich mit Bus oder Bahn fortbewegst ist dies eine super Gelegenheit, um ein bisschen aufmerksamer zu sein. Versuche beim nächsten Mal nicht einfach nur da zu sitzen und auf dein Handy zu starren, sondern lasse es bewusst in der Tasche und nimm wahr, wo genau du dich befindest und was um dich herum geschieht.
Schau dir die Leute an, die um dich herum sind. Versuche, verschiedene Gesprächsfetzen aufzufangen oder sieh dir die Landschaft an, die draußen vorbeizieht. Versuche bei allem keine Wertung mit reinzunehmen, sondern die verschiedenen Eindrücke einfach nur wahrzunehmen.
Bewusst zuhören
Hörst du deinem Gegenüber eigentlich immer bewusst zu? Oder hast du dich schon öfters dabei erwischt, wie du noch während jemand mit dir sprichst, bereits wie wild mit dem Kopf nickst und innerlich nur darauf wartest, dass die Unterhaltung vorbei ist?
Oder, dass du bereits während des Gesprächs über das, was dir mitgeteilt wird, ein Urteil ablegst?
Versuche beim nächsten Mal noch etwas achtsamer zu sein
Schenke deinem Gesprächspartner deine komplette Aufmerksamkeit, ohne Zeitdruck, ohne Wertung. Höre offen und unvoreingenommen zu. Dein Gegenüber wird dies spüren und es dir sicherlich danken, denn dies ist eines der wundervollsten Geschenke, die man jemandem machen kann.