Glasflügler erkennen und bekämpfen

yippy
von yippy
5 min
15.03.2019 00:00:00

Die restliche Optik ähnelt aufgrund der gelb gestreiften Färbung der von Wespen oder Bienen, abgesehen von der Färbung ähneln sie jedoch eher Schwebfliegen. Diese Färbung schützt sie vor natürlichen Fressfeinden, da diese vor den vermeintlich gefährlichen Bienen bzw. Wespen eher Abstand halten. Bezeichnet wird diese Taktik in der Zoologie als Mimikry.

Die Raupen hingegen erinnern mit ihrer hellen Färbung und dem zumeist dunklen Kopf eher an Käferlarven und leben bevorzugt in Ästen oder Wurzeln von Pflanzen, wobei sie dort für etliche Schäden verantwortlich sind.

Glasflügler Verbreitung

Die Gattung der Glasflügler ist auf allen Kontinenten verbreitet – eine Ausnahme bildet die Antarktis –, hauptsächlich treten sie jedoch in tropischen Gebieten in Erscheinung. In Europa sind bisher 110 verschiedene Arten bekannt, welche sich wiederum in einige Unterfamilien aufteilen.

Auch im Gebirge sind Glasflügler zu circa 1500 Metern zu finden. Bevorzugt treten sie jedoch in Mooren und Bachauen auf. Zudem bevorzugen sie Baumgruppen von Erlen und Pappeln, insbesondere in feuchten Gebieten.

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Die bekanntesten Arten sind:

  • Hornissen-Glasflügler (Sesia apiformis)
  • Espen-Glasflügler (Sesia melanocephala)
  • Kleiner Pappel-Glasflügler (Paranthrene tabaniformis)
  • Zypressenwolfsmilch-Glasflügler (Chamaesphecia empiformis)
  • Johanniskraut-Glasflügler (Chamaesphecia nigrifrons)
  • Kleiner Birken-Glasflügler (Synanthedon culiciformis)
  • Kleiner Weiden-Glasflügler (Synanthedon formicaeformis)
  • Apfelbaum-Glasflügler (Synanthedon myopaeformis)
  • Großer Birken-Glasflügler (Synanthedon scoliaeformis)
  • Erlen-Glasflügler (Synanthedon spheciformis)
  • Johannisbeer-Glasflügler (Synanthedon tipuliformis)

Merkmale & Unterscheidung zum Erkennen der Tiere

Die Falter unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihrer Größe und kleinerer optischer Merkmale, welche von Laien oft schwer auszumachen sind. Der Erlen-Glasflügler beispielsweise unterscheidet sich von dem optisch fast gleich aussehenden Großen Birken-Glasflügler lediglich in einem schwarzblauen Afterbüschel.

Neben ihrer an Wespen bzw. Bienen erinnernden Optik ist auch das Fluggeräusch der Glasflügler an diese angepasst. Zusätzlich zu den für sie typischen durchsichtigen Flügeln, lassen sich die Tiere am besten anhand ihres Hinterleibs erkennen, das Ende dieses Hinterleibs ist bei den Weibchen meist gelb, während es bei den Männchen schwarz gefärbt ist. Es gibt jedoch auch Arten, deren Hinterleib gelb, weiß oder rot gebändert ist.

Apikalem: Ein weiteres Merkmal sind Fühler oft mit apikalem – an der Fühlerspitze gelegenem – Haarpinsel. Einige Arten wie beispielsweise der Hornissen-Glasflügler besitzen einen verkümmerten Rüssel, weshalb sie im Gegensatz zu anderen Arten nicht an Blüten interessiert sind, da sie nicht wirklich an ihnen saugen können.

Flügelspannweite: Die Flügelspannweite variiert je nach Art von circa 15 – 45 mm, je nach Art unterscheidet sich die Größe deutlich, weshalb viele der Arten auch den Zusatz „klein“ bzw. „groß“ vor dem eigentlichen Namen tragen, wie beispielsweise der kleine Birken-Glasflügler, der große Birken-Glasflügler oder der kleine Weiden-Glasflügler.

Lebensweise der Glasflügler

Glasflügler bevorzugen junge Bäume, je nach Unterart sind dies beispielsweise Pappeln, Erlen oder auch Birken, welche sie rasch besiedeln. Sobald die Bäume jedoch ein gewisses Alter erreicht haben, lässt die Population nach und die Falter suchen sich ein neues Gebiet zum Besiedeln.

  • Die Falter werden aufgrund ihres Körperbaus zu den Nachtfaltern gerechnet, sind jedoch tagaktiv, oft kaum zu sehen und ernähren sich unter anderem, indem sie an den Blüten der befallenen Bäume saugen.
  • Wobei dies nicht bei allen Arten der Fall ist.
  • Sie fliegen von Ende Mai bis Ende Juni, die Raupen findet man von Juli bis Mai des übernächsten Jahres, da sie wie nachfolgend erklärt, zweimal überwintern.
  • Die Eier werden vermutlich im Flug über Bäumen abgeworfen.
  • Aus diesen Eiern schlüpfen Raupen, welche sich besonders gerne in die Wurzeln junger Bäume bohren und anschließend im Inneren des Baumes, genauer gesagt in dem Bereich zwischen Rinde und Stammkern – dem sogenannten Splintholz – leben.
  • Hier ernähren sie sich von Wurzel, Rinde und Hölzern.
  • Zu Herbstbeginn bohren sie sich tiefer in den Wurzelstock hinab, wo sie letztlich überwintern.

Mit Beginn des Frühjahrs bohren sie sich noch tiefer in das Holzinnere ein, wo sie zudem Schlupflöcher anlegen, in welchem sie sich für die zweite Überwinterung verpuppen und den Winter dort ohne Kokon verbringt.

Sind sie schließlich als Glasflügler geschlüpft, begeben sie sich unverzüglich auf Paarungssuche. Dies wird dadurch erleichtert, dass die männlichen Tiere von den Pheromonen der Weibchen angelockt werden. Je größer die Population an einem Baum ist, desto höher die Gefahr der dauerhaften Schädigung.

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Johannisbeerglasflügler

Glasflügler

Es gibt jedoch auch Arten, wie z.B. den Johannisbeerglasflügler, der sich wie der Name bereits verrät, nicht in Bäumen, sondern bevorzugt an schwarzen Johannisbeersträuchern einnistet. Gelegentlich findet man ihn auch an Roten Johannisbeeren oder sogar an Stachelbeeren. Vor allem junge Pflanzen sind hierbei äußerst von dem Befall gefährdet.

Auch Obstbäume sind häufig gefährdet, insbesondere der Apfelbaumglasflügler kann hierfür verantwortlich gemacht werden. Obwohl sein Name vermuten lässt, dass er lediglich Apfelbäume befällt, siedelt er sich ebenso an andere Obstbäume an, wie beispielsweise Pflaume, Kirsche oder Quitte.

Was alle Arten gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass nicht die ausgewachsenen Glasflügler den Schaden verursachen, sondern nur die Raupen, aufgrund ihres Fressverhaltens, welches die Pflanze in ihrem Innersten schädigt.

Glasflügler-Befall anhand des Schadbildes erkennen

Im Sommer lassen sich an befallenen Bäumen oder Beerensträuchern meist einzelne verwelkte Triebe erkennen, die sogar zum Absterben der gesamten Pflanze führen können. Ein deutlicheres Indiz für einen Befall sind vereinzelt ausgetretene Kotkrümel an den betroffenen verwelkten Ästen oder Zweigen.

Die befallenen Triebe zeigen im Frühjahr zudem deutlich verminderte Austreibung und Wachstum, Blüten und Blätter vertrocknen im Laufe der Zeit. Wenn der Gärtner diese verdächtigen Triebe abtrennt und aufschneidet, entdeckt er, dass diese innen nahezu hohl sind – das Mark der Zweige ist tunnelförmig ausgefressen. In diesen Fraßgängen finden sich die dafür verantwortlichen Larven des Schädlings.

Glasflügler – Bekämpfung

Eine chemische Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln ist nicht möglich, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass die Raupen, welche den eigentlichen Schaden verursachen, zu versteckt in den Pflanzen leben.

Auch den Rückschnitt einjähriger Triebe, der normalerweise empfohlen wird, sollte bei Befall vermieden werden, da zusätzliche manuell hinzugefügte Schnittflächen das Eindringen der Tiere in die Pflanzen zum einen erleichtern und der Baum bzw. der Strauch zudem neben dem Schädlingsbefall mit den zusätzlichen „Wunden“ zu kämpfen hat.

Eine effektive Bekämpfung der Glasflügler bzw. deren Larven ist nur machbar, indem der Gärtner im Rahmen des Winterschnitts alle befallenen Triebe direkt über dem Boden mithilfe einer Schere abschneidet.

Hierbei gilt das Motto „viel hilft viel“ ­– auch bei kleinstem Verdacht sollten Triebe völlig entfernt werden, um eine Ausbreitung möglichst einzudämmen. Die Pflanze sollte bis in den Frühling hinein (mindestens bis April) dauerhaft kontrolliert werden, damit frühzeitig eingegriffen werden kann, sollten beim ersten Schnitt befallene Triebe übersehen worden sein.

Falle: Eine weitere Maßnahme zur Bekämpfung ist das Anbringen von Saftfallen. Dazu sollten 6-8 Saftfallen pro Hektar genutzt werden, welche wöchentlich ausgewechselt bzw. neu befüllt werden müssen.

Die Fallen bestehen aus 80% Apfelsaft, 15% Molasse und 5% Obstessig, diese Kombination lockt die Falter an. Des Weiteren ist die Verwendung von Pheromonfallen zu empfehlen, diese dienen der Flugüberwachung der Schädlinge.

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Vorbeugende Maßnahmen und Nutz-Schädlinge

Die Stärke des Befalls ist grundsätzlich abhängig von Wuchs und Gesundheit der Pflanze. Besonders veredelte Bäume auf eher schwach bewachsenen Unterlagen gelten als Risikofaktor, da diese besonders häufig und stark befallen werden.

Besonders sogenannte Adventivwurzelansätze an der Stammbasis sind beliebte Stellen für die Eiablage der Glasflügler. Bei Adventivwurzelansätzen handelt es sich um Anhäufungen sprossbürtiger Wurzeln – damit sind Wurzeln gemeint, die an der Sprossachse oder an Blättern gebildet werden. Diese Wurzelansätze bleibe in den Ansätzen stecken und bieten aufgrund ihrer gefurchten Oberflächenstruktur beliebte Ablageplätze. Ein weiterer Risikofaktor ist verstärkter Unkrautbewuchs an der Stammbasis, da hierdurch die Rinde stetig feucht gehalten wird und die Bildung von Luftwurzeln gefördert wird. Vorbeugend wirkt hier somit das Sauberhalten der Baumstreifen.

Zudem sollte regelmäßig auf Einbohrlöcher kontrolliert werden, um einen eventuellen Befall frühestmöglich zu erkennen und bekämpfen zu können.

Zusätzlich sollten Verletzungen an den Pflanzen generell vermieden werden, da auch diese Stellen ein Risiko darstellen.

Natürliche Schädlinge variieren je nach Art des Befalls. Nutzschädlinge, welche zum Beispiel wirksam bei Befall von Apfelbaumglasflügler sind, sind Schlupfwespen oder einige Vogelarten, insbesondere Spechte, Kleiber oder Meisen.