In letzter Zeit sind jede Menge Artikel über die Verletzungsgefahr beim Yoga erschienen. Einige Berichte waren gut, andere doch ziemlich oberflächlich und schlecht recherchiert oder einfach nur zu pauschal geschrieben – ohne die Vorerkrankungen zu hinterfragen. Trotzdem handelt es sich hier um ein durchaus wichtiges Thema, das auch mir als Yogalehrerin sehr am Herzen liegt.
Denn ja, es gibt durchaus die Möglichkeit, sich während einer Yogaklasse zu verletzen und die Chance ist auch gar nicht so gering. Klar, als Lehrer hat man natürlich bis zu einem gewissen Maße Einfluss auf die korrekte Ausführung des Schülers und präzise Ansagen zur Ausrichtung sowie direkte Korrekturen sind unerlässlich und absolut selbstverständlich. Hier sehe ich den Lehrer ganz gewiss in der Verantwortung. Aber das Problem liegt oft ganz woanders.
Jedem, der schon einmal eine Yogaklasse besucht hat, werden Sätze wie “gehe nur soweit, wie es sich gut anfühlt” “schaue nicht nach links oder rechts, sondern bleibe ganz bei dir” “wähle bewusst deine Variante” “lasse das Ego außerhalb des Raumes” durchaus bekannt vorkommen. Und diese Sätze möchten vor allem eins bewirken: Nämlich den Schüler vor Verletzungen schützen.
Wir Yogalehrer können offensichtliche Fehlstellungen korrigieren, ja, vielleicht auch ein wenig Ehrgeiz rausnehmen, aber wir können nicht immer sehen, ob der Schüler sich in der Haltung körperlich überfordert, ob er weiter geht als seine körperlichen Voraussetzungen es zulassen. Und zu weit gehen passiert schneller als wir denken.
Auch mir geht es oft so, dass ich denke: “Ach komm, das schaffe ich auch!”, obwohl es eher heißen müsste: “Das will ich auch schaffen!” – genau, hier spricht nämlich meistens nur unser Ego. Eventuell liegen auch bereits Vorerkrankungen vor, ohne dass du dies bisher gemerkt hast und schon kann eine ruckartige falsche Bewegung schmerzhafte Folgen haben.
Hier ein paar heiße Tipps (nicht nur für Anfänger!), die vor Verletzungen schützen sollen:
Mit dem Lehrer sprechen
Sollten irgendwelche bekannten Vorerkrankungen oder aktuelle Einschränkungen vorliegen, informier deinen Lehrer vor der Stunde, damit er eventuelle Alternativen anbieten kann. Je nach Erkrankung ist es sinnvoll, einen Arzt vorher zu befragen, ob Yoga überhaupt das Richtige ist. Das Gleiche gilt übrigens, wenn du merkst, dass du dich in einer Haltung gar nicht wohl fühlst oder sie vielleicht sogar unangenehm oder gar schmerzhaft in der Ausführung ist. Vielleicht hat sich ein Fehler eingeschlichen, der auf dem ersten Blick nicht zu erkennen ist. Auch hier gilt: nur sprechenden Yogis kann geholfen werden. Normalerweise nimmt sich der Lehrer gerne Zeit, die Asana nach der Stunde noch einmal im Detail zu besprechen.
Augen zu
Ich empfehle meinen Schülern während der Stunde ganz oft die Augen zu schließen und sich nur von der Atmung führen zu lassen. Das hat den Vorteil, dass wir ganz genau spüren, wie sich eine Haltung anfühlt, wie weit wir gehen können. Üben wir mit offenen Augen lassen wir uns gerade am Anfang oft noch verleiten nach links oder rechts zu schauen und dann sind wir mehr damit beschäftigt, die Haltung des Nebenmanns nachzuahmen (oder zu bewundern), als zu spüren, was gerade in unserem Körper passiert. Außerdem sind wir wesentlich konzentrierter und achtsamer beim Ausüben mit geschlossenen Augen. Denn ganz genau müssen wir dann den Anweisungen des Lehrers lauschen und äußerlich kann uns nichts ablenken. Deswegen gilt so oft es geht: Close your eyes!
Richtiges Auflösen
Viele Verletzungen passieren nicht beim in die jeweilige Haltung kommen oder während des Haltens, sondern beim wieder Auflösen. Das Einrichten erfolgt nach Anweisung des Lehrers in der Regel sehr detailliert Schritt für Schritt, vorsichtig und langsam. Wichtig ist, dass die Haltung aber genauso langsam und vom Atem geführt wieder aufgelöst wird. Ich weiß, je nach Anstrengung kann es oft gar nicht schnell genug gehen, aber Vorsicht: ruckartiges Auflösen kann zu Verspannungen, Zerrungen, bis hin zu Muskelrissen, führen.
Hilfsmittel nutzen
Hilfsmittel – damit meine ich Gurte, Klötze, Kissen und Decken. Sie sind freundliche Helfer, die uns das Yoga Leben ein wenig einfacher machen und tatsächlich auch helfen können, Fehler zu vermeiden. Sie ermöglichen jedem Schüler, unabhängig von Alter, Konstitution und/oder persönlichen Einschränkungen, (fast) jede Haltung perfekt auszurichten. Toll, oder? Also, wenn dein Lehrer das nächste Mal dazu rät, zu einem Gurt/Klotz/Kissen zu greifen, versuche es doch einfach mal, es fühlt sich in der Regel wunderbar an.
Und solltest du noch nicht so erfahren im Yoga sein, dann beachte, dass es Anfängern oft noch an der notwendigen Muskulatur fehlt, um die ein oder andere Haltung korrekt auszuführen. Das ist aber völlig normal. Wichtig ist, dass du geduldig mit dir bist und deine Grenzen akzeptierst. Yoga ist ein Weg, den du dein ganzes Leben gehen kannst, genieße jeden Moment, jede Phase, die Fortschritte kommen von ganz allein – versprochen!
Viel Spaß beim Üben. Take care!