Hippie - Yippie - yippy?
Ein Schwein als US-Präsident?
Wusstest du schon, dass 1968 ein Schwein für die Präsidentenwahl in den USA nominiert war? Und wir meinen das nicht als respektloses Schimpfwort, sondern ganz wortwörtlich: „Pigasus the Immortal“ wog 66 Kilogramm, kam von einer Farm aus dem Großraum Chicago und war der Spitzenkandidat der Youth International Party. Deren Mitglieder waren als „Yippies“ bekannt, angelehnt an die damals so weit verbreiteten Hippies.
Warum ein Schwein als US-Präsidenten nominieren? Die Yippies gaben zu Protokoll: Sollten sie Pigasus nicht ins Weiße Haus bekommen, könnten sie ihn ja immer noch essen. Sehr praktisch gedacht.
Soweit kam es allerdings nicht. Pigasus hatte gerade erst mit seiner Dankesrede vor dem Chicago Civic Center begonnen, als das Schwein von der Polizei verhaftet wurde, gemeinsam mit sieben Yippies. Begründung: ordnungswidriges Verhalten. Außerdem war der Kombi, in dem der grunzende Präsidentschaftskandidat mitsamt Gefolge angereist war, ein Verkehrshindernis. Und das geht ja nun wirklich nicht.
Erschwerend kam für die Polizei hinzu, dass sich die Yippies ausgerechnet (und absichtlich) den nationalen Parteitag der Demokraten in Chicago als Termin für ihr Event ausgesucht hatten. Diese „Democratic National Convention“ war in dem Jahr sowieso bereits Ziel zahlreicher Proteste. Da war den Polizisten das Schwein offenbar eine Sauerei zu viel.
Kuriose Aktionen mit ernstem Hintergrund
Was jetzt nach einem Dumme-Jungen-Streich klingt, hatte bei alldem durchaus einen ernsten Hintergrund. Die Youth International Party war eine Protestbewegung, die mit theatralischen Aktionen aller Art auf sich aufmerksam machte. Sie wollte dem Establishment den Spiegel vorhalten und die Absurditäten der modernen Gesellschaft bloßlegen.
Bei alldem kämpften sie für politische und gesellschaftliche Ziele. Ein wichtiges Thema war für sie die Legalisierung von Cannabis. Die offizielle Parteiflagge war auch deshalb ein grünes Cannabis-Blatt auf einem roten Stern auf schwarzem Grund.
Hier findet sich also, neben dem Namen, eine Parallele zu yippy. Denn wir berichten ausführlich über den Stand der Cannabis-Legalisierung in Deutschland und in Europa und auch bald weltweit.
Wir benutzen keine Tiere
... um unsere Informationen zu verbreiten. Wir konzentrieren uns stattdessen auf wichtige belegbare Fakten und die Einschätzungen von Fachleuten. Wir verbinden Interessierte mit Experten, Firmen, Clubs, Organisationen und die Branche untereinander. Und hier noch der rechtliche Disclaimer: Wir als yippy haben nichts mit der Partei zu tun!
Enorme Fortschritte in den letzten 50 Jahren
Erstaunlich ist allerdings, wie stark sich die Gesellschaft in den letzten 50 Jahren gewandelt hat. In den USA hat die Mehrheit der Bundesstaaten inzwischen Cannabis in der einen oder anderen Form legalisiert. Medizinisches Cannabis mit seinen nachgewiesenen positiven Wirkungen und Einsatzgebieten ist hier oft der Vorreiter. Der generelle Verkauf an Privatpersonen für den Eigenverbrauch folgt oftmals später.
So auch in Deutschland. Hanf gehörte ursprünglich für Jahrhunderte zur deutschen Kultur wie Bier und Kartoffeln. Die grundsätzliche Verteufelung dieser enorm vielseitigen Pflanze und ihrer Wirkstoffe wurde in den letzten Jahrzehnten langsam aber sicher wieder aufgegeben.
Die Schritte in diese Richtung sind manchmal schmerzhaft langsam. Die aktuelle Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland wird etwa von Interessensvertretern scharf kritisiert, weil sie nicht weit genug geht und eine Überregulierung droht. Aber auf lange Sicht ist die Richtung eben doch klar zu sehen.
Zugleich gilt: Als die Yippies für die Cannabis-Legalisierung auf die Straße gingen, riskierten sie Festnahmen, Gerichtsverfahren und Strafen.
Ein Mitglied etwa bot verdeckten Ermittlern zwei Joints zum Verkauf an und sollte dafür satte zehn Jahre ins Gefängnis
Whaaat?
Dieses Urteil wurde zwar später aufgehoben. Dass der Betroffene ein bekannter Autor war, spielte hier vielleicht eine Rolle. Die unverhältnismäßigen Strafen rund um Cannabis aber blieben bestehen und sind auch heute noch vielerorts gültig. So ist Cannabis in den USA als Ganzes weiterhin illegal, während es zugleich in vielen Bundesstaaten legal ist.
Wir yippys können dafür nun heute darüber berichten, wie eine Cannabis-Legalisierung in Deutschland den Weg durch die Instanzen nimmt. Das wäre in den 1960er Jahren noch schwer vorstellbar gewesen. Im April 2024 ist es dann endlich soweit, dass zumindest ein erster Schritt getan wird. Eigenanbau, Cannabis Clubs und der private Besitz sind dann legal. Die Regeln sind kompliziert und streng. Aber der Anfang ist gemacht.
Vom Präsidentenschwein zu legalem Cannabis
Insofern hatte Pigasus zwar keine Chance, US-Präsident zu werden. Es ist nicht einmal hundertprozentig klar, was aus dem Schwein geworden ist. Aber die Aktionen der Yippies haben letztlich etwas bewegt – gemeinsam mit vielen anderen, die für dasselbe Ziel gekämpft haben. (Wobei angemerkt werden muss, dass eine solche Aktion mit einem wehrlosen Tier heute sicher mit anderen Augen gesehen würde. Auch das ein Zeichen des gesellschaftlichen Wandels in den letzten Jahrzehnten.)
"Lass dir das einmal in aller Ruhe durch den Kopf gehen, wenn du ganz legal deinen Brokkoli genießt.."