Das Immunsystem richtet sich bei MS unter anderem gegen die körpereigenen Nervenfasern und stört somit die Weiterleitung von Impulsen. Symptome wie Lähmungserscheinungen, Koordinationsprobleme und eine Beeinträchtigung der Sinnessignale können die Folge sein.
Typisch für die Autoimmunerkrankung sind die sogenannten Schübe, die aber nicht bei jedem Patienten auftreten müssen. Da Multiple Sklerose nicht heilbar ist, sind Patienten häufig Jahrzehnte lang gezwungen, Medikamente einzunehmen, um unter anderem ihre Schmerzen zu bekämpfen. In den letzten Jahren hat Cannabidiol (CBD) das Interesse in Fachkreisen und von Betroffenen geweckt, da dem Extrakt aus der Hanfpflanze schmerzlindernde, entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften nachgesagt werden.
- Kann sich positiv auf MS-Schübe und Erschöpfungszustände auswirken
- Sollte nur begleitend eingesetzt werden, CBD ist kein Heilmittel
- Darf nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden
Die Wirkung von CBD auf Multiple Sklerose
Für mindestens 200.000 Menschen in Deutschland gehört die Krankheit zu ihrem Alltag. Generell gilt: Frauen sind ca. dreimal häufiger betroffen als Männer. Besonders häufig tritt die Erkrankung um das 30. Lebensjahr auf, aber auch Kinder und Jugendliche können an Multipler Sklerose erkranken. Betroffene leiden zu Beginn häufig an Schwindelgefühlen, Erschöpfung und Sehstörungen. Später können weitere Entzündungen in den Nervenbahnen von Gehirn und Rückenmark auftreten, die zu Problemen an der Blase oder dem Darm führen können. Auch eine Depression ist keine ungewöhnliche Folge einer MS-Erkrankung.
CBD soll eingenommen eine breit gefächerte gesundheitliche Wirkung hervorrufen. Experten schreiben das dem Mix aus wertvollen Inhaltsstoffen zu, der in dem Extrakt des Hanf nachgewiesen werden konnte. Neben Vitaminen, Mineralstoffen, Proteinen, Ballaststoffen und essentiellen Fettsäuren sollen folgende Substanzen auf den Körper einwirken:
- Terpene
- Cannabinol
- Cannabigerol
- Flavonoide
- Cannabichromen
Besonders interessant ist der Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD). Er soll in der Lage sein, im Körper eine krampflösende, entzündungshemmende und entspannende Wirkung auszulösen.
CBD als symptomatische Therapie bei MS?
Eins vorweg: Weder Cannabis noch CBD vermögen es, Multiple Sklerose zu heilen oder den Krankheitsfortschritt und das Entstehen der Entzündungsherde aufzuhalten. Offenbar können entsprechende Pflanzenextrakte jedoch die Lebensqualität von Betroffenen in vielen Fällen verbessern, wie Erfahrungsberichte zeigen. Ob und in welchem Ausmaß Cannabinoide Menschen mit MS helfen können, wird noch untersucht. Es existieren jedoch bereits Theorien darüber, warum CBD Öl bei Multiple Sklerose erfolgreich sein könnte. Schließlich verfügt jeder Mensch über ein sogenanntes Endocannabinoid-System, welches mit CB1 und CB2 Rezeptoren ausgestattet ist.
Eingenommen docken die Cannabinoide an diese Rezeptoren an und können so mit zahlreichen Neuromodulatoren (chemische Verbindungen, die das Nervensystem beeinflussen) und Neurotransmittern (Botenstoffe) interagieren. Nur wenige Beispiele sind Dopamin und GABA (Gamma-Aminobuttersäure).
Scheinbar ist CBD in der Lage, die Bindungseigenschaften von Rezeptoren zu verändern. Das betrifft vor allem den Rezeptor CB1, der im gesamten zentralen und peripheren Nervensystem zu finden ist. Die Aktivierung des Rezeptors durch CBD könnte die Erklärung für die zahlreichen positiven Effekte sein, die MS-Patienten in Erfahrungsberichten niederschreiben.
Multiple Sklerose: CBD Öl versus klassische Therapie
Die Behandlung von Multiple Sklerose gestaltet sich sehr komplex, da der Krankheitsverlauf und die Beschwerden nicht vorausgesagt werden können. Folgende Medikamente fallen in die Kategorie Basistherapie und werden typischerweise bei MS verschrieben:
- Teriflunomid
- Glatirameracetat
- Fumarsäuredimethylester
- Methylprednisolon (wird häufig bei akuten Schüben verabreicht)
Menschen, die mit diesen Medikamenten versuchen ihre Erkrankung in den Griff zu bekommen, haben allerdings im Gegenzug häufig mit Nebenwirkungen zu kämpfen.
Folgende Beschwerden können durch die Einnahme auftreten:
- Fieber
- Schüttelfrost
- Übelkeit und Erbrechen
- Kopfschmerzen und Migräne
- Bluthochdruck
- Angstgefühle
- Depressionen
- krankhafte Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie)
CBD Öl kann keinen Rauschzustand hervorrufen, weil es keine psychoaktive Wirkung besitzt. Daher gilt es als sicher und nebenwirkungsarm. Viele MS-Patienten nehmen daher die pflanzlichen Extrakte ein, um ihre herkömmliche Therapie zu erweitern. Dadurch erhoffen sie sich, ihre klassische Medikation herabsetzen zu können oder Nebenwirkungen der Medikamente sowie Krankheitsbeschwerden zu lindern. Vorsicht: Vom Arzt verordnete Medikamente sollten nie eigenmächtig in ihrer Dosierung herabgesetzt werden. Bei Interesse sollte zunächst ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit dem zuständigen Mediziner stattfinden.
Sativex - Fertigarzneimittel setzt auf CBD bei MS
Nach einer Änderung des Betäubungsmittelgesetzes ist es Medizinern in Deutschland erlaubt, cannabishaltige Fertigarzneimittel zu verordnen. Menschen mit Multipler Sklerose können dadurch das Präparat Sativex Spray zur Anwendung in der Mundhöhle erhalten. Das Medikament soll MS-Patienten als Zusatzbehandlung helfen, wenn sie unter mittelschweren bis schweren Spasmen leiden. Von diesen Symptomen sind immerhin mehr als 80 % der Patienten im Verlauf ihrer Erkrankung betroffen. In dem Präparat sind Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol im Verhältnis 1:1 enthalten. Die Nährstoffe sollen spastische Schmerzen, Blasenfunktionsstörungen und Schlafprobleme lindern.
CBD Öl und Multiple Sklerose: Studien
Noch steckt die Forschung in Bezug auf CBD bei MS in den Kinderschuhen. Dennoch können von zahlreichen Untersuchungen denkbare Wirkungen abgeleitet werden. Dabei ist jedoch zu erwähnen, dass die meisten Studien an Tieren durchgeführt wurden. Inwieweit sich die Ergebnisse auf die menschliche Physiologie übertragen lassen, ist unklar. Studien haben folgendes herausgefunden.
- CBD kann scheinbar zur Bekämpfung von Schmerzen beitragen
- Der Extrakt aus der Hanfpflanze besitzt entzündungshemmende Eigenschaften
- Es gibt Hinweise darauf, dass CBD im zentralen Nervensystem beruhigend wirkt und Angstgefühle lindern kann
Existieren Erfahrungen mit CBD bei MS?
Im Internet kursieren zahlreiche Erfahrungsberichte, die sich mit CBD bei Multiple Sklerose beschäftigen. Scheinbar kann CBD insbesondere bei der typischen MS-Fatigue hilfreich sein. Dabei klagen Betroffene über körperliche und geistige Erschöpfung.
Ein paar Tropfen sollen dabei helfen, die Attacken in den Griff zu bekommen und die Lebensqualität zu steigern. Zudem berichten Patienten davon, dass sie ihre Schlafprobleme mit CBD bekämpfen konnten. Auch zur Beruhigung werden die Tropfen eingenommen. Einige Patienten setzen auf CBD Öl, um ihre Ängste zu lindern und um ihre Schmerzen sowie Spastiken zu behandeln. Häufig wird auch das sogenannte Uhthoff-Phänomen thematisiert. Dabei haben Patienten ein gestörtes Hitzeempfinden. CBD hilft scheinbar einigen Patienten, die körperliche Erwärmung einfacher zu ertragen.
Bei Erfahrungsberichten handelt es sich um subjektive Empfindungen. Daher müssen Menschen mit Multiple Sklerose selbst herausfinden, inwieweit ihnen CBD helfen kann. Wirk- oder Heilversprechen dürfen in dem Zusammenhang nicht gemacht werden.
Multiple Sklerose: Welche CBD Öl Dosierung sinnvoll ist
CBD ist in folgenden Darreichungsformen erhältlich:
- CBD Öl
- CBD Kapseln
- CBD Pastillen
- CBD Tinkturen
- CBD Lebensmittel
- CBD Liquids
- CBD Tee
- CBD Cremes
- CBD Globuli
MS-Patienten entscheiden sich häufig für CBD Öl, welches sich unkompliziert in die Tagesroutine einbinden lässt. Prinzipiell ist auch die Anwendung von Vape-Konzentraten denkbar - sie sollen schneller und intensiver wirken. Patienten nehmen damit aber häufig auch unerwünschte Zusatzstoffe und Aromen auf. Zudem soll die Wirkung nicht so lange anhalten wie bei CBD Öl.
Ein weiterer Pluspunkt für diese Darreichungsform ist, dass die Dosis unkompliziert angepasst werden kann. Das ist wichtig, da es keine allgemeingültige Dosierungsempfehlung für CBD bei MS gibt. Stattdessen wird empfohlen, sich an die optimale Dosierung heranzutasten, wobei stets mit einer geringen Menge gestartet werden sollte.
2 x 4 Tropfen CBD Öl pro Tag sublingual (unter die Zunge gegeben) haben sich laut Erfahrungsberichten bewährt.
Gibt es irgendwelche Nebenwirkungen beim Einsatz von CBD bei MS?
Im Vergleich zu konventionellen Medikamenten, die bei Multiple Sklerose verschrieben werden, ist CBD nebenwirkungsarm. Trotzdem können auch hier unerwünschte Begleiterscheinungen nicht ganz ausgeschlossen werden. Dazu zählen Benommenheit, Schläfrigkeit und ein trockenes Mundgefühl.
CBD kann sich womöglich auf den Blutdruck auswirken. Daher sollten insbesondere Menschen mit niedrigem Blutdruck ihre Werte regelmäßig kontrollieren. Treten starke Nebenwirkungen auf, sollte die Dosierung reduziert oder das Präparat gänzlich abgesetzt werden.
CBD bei MS: Wechselwirkungen mit Medikamenten
CBD ist in der Lage, körpereigene Enzyme zu beeinflussen, sodass Medikamente entweder stärker oder schwächer wirken können. Deshalb sollten Anwender entsprechende Präparate nicht mit folgenden Medikamenten kombinieren:
- Säurehemmer
- Gerinnungshemmer
- Schmerzmittel
- Neuroleptika
Wechselwirkungen mit anderen Nahrungsergänzungsmitteln
Häufig wird vergessen, drauf hinzuweisen, dass CBD auch mit Nahrungsergänzungsmitteln interagieren kann. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer vermehrten Schläfrigkeit, die den Alltag deutlich erschweren kann. Sicherheitshalber sollte deshalb von der gleichzeitigen Einnahme von CBD und folgenden Nahrungsergänzungsmitteln abgesehen werden:
- Katzenminze
- Kava
- Hopfen
- L-Tryptophan
- Johanniskraut
- Melatonin