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Neulich hat mich jemand gefragt, ob ich „wegen dieser Yogasache“ vegan essen würde und ich habe kurz gestutzt. Eigentlich entwickelten sich meine, für andere Menschen oft etwas verschroben wirkende, Ernährungsweise und meine Yogaleidenschaft nicht gemeinsam. Sie wuchsen eher stetig nebeneinander her. Und ich hab so überlegt: Wäre ich vegan geworden wegen „dieser Yogasache“?
Wenn ich mich in der einschlägigen Yogaszene umschaue, dann gibt es schon einen kleinen Trend in die Richtung vegan essen und Yoga praktizieren. Dominik Grimms eigene Wortschöpfungen „Yogan“ samt Buch zeigt das und eine bunte Menge prominenter Yogis lebt die Kombination ebenfalls mit Leidenschaft vor. Ich kenne allerdings auch vegetarische Yogis und solche, die mit Leidenschaft ihr Steak essen. Es gibt also wie immer schöne Vielfalt. Daher ist die Frage:
Was ist die „richtige“ Yogi -Ernährungsweise?
Yogis, die auf Zack sind und tief unterwegs auf ihrem Yogaweg, holen jetzt sofort Patanjalis Yogasutren aus der Tasche und zitieren flink was auf Sankskrit. Andere winken ab, verweisen auf ihren knackigen Hintern und bemühen sich um eine ausgewogene, gesunde Ernährung – je nach Gusto und Einstellung mit Fisch, Fleisch, Eiern und Milchgedöns.
Die alten Yogis haben den Pfad zur Erleuchtung allerdings ganz schön ernst genommen. Nicht nur die körperliche Übung, sondern gleich ein ganzes Paket an Verhaltensweisen werden in Patanjalis Werk als Weg zur Erleuchtung beschrieben. Wer es daher ernst meint, der kann sich die alten Schriften durchaus mal anschauen und eigene Schlüsse ziehen. Zum Thema Ernährung gibt es für mich dabei zwei lesenswerte Sutren:
Ahimsa – Gewaltlosigkeit
„ahimsa pratishthayam tatsannidhau vairatyagah.“
Übersetzt heißt der wilde Sanskritsatz so etwas wie: „Wer gewaltlos denkt, spricht und handelt, schafft ein friedliches Umfeld.“. Der Gedanke ist, dass wir jedes Mal, wenn wir uns selbst oder andere in Gedanken, verbal oder sogar tätlich angreifen, für Unruhe und Unfrieden sorgen. Wir erschüttern unsere eigene Welt und die aller anderen und der ersehnte innere Frieden ist noch ein Stück weiter weg. Wer einmal so richtig gestritten hat weiß, was gemeint ist. Gewaltlosigkeit und Erleuchtung gehen darum gut zusammen.
Saucha – Reinheit
„sautchat sva-anga jugupsa paraih asamsargah“
Dieses Sutra heißt soviel wie: „Wer sich innerlich und äußerlich reinigt, ist frei vom Einfluss anderer Menschen und Dinge“ und spielt damit nicht nur auf regelmäßige Bade- oder Duschrituale, Nutzung von Neti-Kännchen und Zungenschabern an, sondern meint auch die innere Reinheit. Das, was wir zu uns führen, hinterlässt in uns Spuren. Egal, ob wir einen spannenden Film schauen, ein miesepetriges Gegenüber im Gespräch haben oder etwas Ungesundes essen – wir spüren die Nachwirkungen in Form von Herzklopfen, schlechten Träumen und vielem mehr. Wer inneren Frieden will, sollte daher gut auf Reinheit achten.
Die Sutren und das Essen
Überträgt man nun diese zwei Sutren auf die Frage nach dem Essen, ist irgendwie klar, wohin das führt. Also für mich. Zumindest der Wunsch nach Gewaltlosigkeit passt nicht zu Massentierhaltung und industriellen Melkstationen oder Kuhmüttern, die nach ihren kleinen Kälbchen schreien. Frei nach Sir Paul McCartney, der mal gesagt hat, dass wir alle Pflanzenesser wären, wenn die Schlachthäuser Glaswände hätten. Ich würde sagen: Stimmt, oder? Was die Reinheit angeht, bedeutet eine sattvige, also leichte, reine und leichte, Ernährung, dass wir alle wichtigen Nährstoffen bekommen und uns nicht durch Nahrung unnötig beschweren. Da Fleisch mit den Stresshormonen der Tiere belastet ist und wir diese sofort mit jedem Bissen Salami mitaufnehmen, funktioniert es auch nicht gut im Sinne der Reinheit. Bei Milchprodukten scheiden sich die Geister, oft werden homogenisierte Produkte als in Maßen sattvig beschrieben. Allerdings enthält Milch eine ganze Menge fremder Hormone, Eiter und andere, wenig reine Elemente, was wiederum gegen Milch als „reines“ Nahrungsmittel spricht.
Und was ist nun richtig?
Nein, dies wird kein missionarischer Post. Ich glaube daran, dass jeder von uns auf seinem Weg ist. Wie auch immer der aussehen mag und was auch immer er bedeutet. Wer Yoga betreibt, um den Kopf ein wenig freier zu bekommen und die Figur in Form oder den Rücken in Ordnung, der mag vielleicht gar nicht so lang über Ernährung, Wahrhaftigkeit und all die anderen schönen Dinge auf dem Yogaweg sinnieren. Und das ist ok so, alles hat seine Zeit. Wenn es relevant wird, dann wird es auch sofort interessant und man kann nicht mehr aufhören einzutauchen. Wer dort ist und seine Praxis ganzheitlicher angehen will, der ist willkommen mal genauer hinzufühlen, was Ernährung mit mit dem Körper macht und was auf dem ganz eigenen Weg hilft. Bei mir hat das einiges bewegt.
Eine Entdeckungsreise
Seit ich Yoga mit täglicher und verrückter Hingabe praktiziere, hat sich bei mir eine neue Feinfühligkeit entwickelt, weshalb ich übrigens glaube, ich wäre tatsächlich irgendwann so oder so eine vegane Esserin geworden. Kaffee vertrage ich beispielsweise kaum noch, mit weißem Zucker muss ich aufpassen und sobald ich mich gut und gemüsig ernähre, geht es mir besser. Gute Ernährung spüre ich auf allen Ebenen: Meine Meditationen werden tiefer, meine Arme kraftvoller, mein Geist fokussierter. Vegan hin oder her: Das, was wir zu uns nehmen macht was mit unserem Körpergefühl und damit mit unserer Yogapraxis.
Wer Lust hat mal ein paar Wochen vegan zu essen, dem sei gesagt: Es ist toll. Mein Start war ursprünglich moralisch geprägt, nach 40 Jahren vergnügtem Allesessens. Ein Buch allerdings reichte und ich wusste plötzlich Dinge, die alles verändert haben. Ich konnte schlicht nicht einfach so weitermachen wie vorher. Was nach der Umstellung körperlich geschah, war dann sehr überzeugend: Meine Haut wurde besser, Ekzeme verschwanden fast ganz, ich verlor Gewicht und brauche bis heute weniger Schlaf. Überhaupt bin ich viel energiegeladener. Ich kann eine Testphase also wärmstens empfehlen.
Genau wie unser Weg in der Yogapraxis ist auch unsere Ernährung eine Entdeckungsreise. Wir probieren aus, testen und fühlen die Folgen von dem, was wir tun. Es geht immer einen kleinen Schritt weiter in die passende Richtung. Mittlerweile mag ich viel Rohkost im Sommer, Suppen im Herbst, trinke täglich quitschegrüne Smoothies und freu mich in jeder Stadt nicht nur über das nächste Yogastudio, sondern auch den lokalen Frisch-Saft-Laden zu finden. Es mag ein bisschen verrückt sein, fühlt sich aber sehr gut an.
Essen ist eine persönliche Entscheidung
Diese ganze Diskussion um das, was ein „guter“ Yogi machen sollte, ist irgendwie Quatsch finde ich. Jeder von uns tut doch täglich sein Bestes. Jeder bemüht sich ein guter Mensch zu sein – auf die ganz eigene Art und mit dem, was ihm dabei einleuchtend erscheint. Was in der Ernährung bedeutet: Solange wir bewusst essen, bewusst fühlen und bewusst entscheiden, ist alles gut. Jeder von uns hat selbst in der Hand auf was er achten will. Die einen essen nur Biofleisch, jemand anders isst vegan und eine Dritte kauft bunt ein und kocht dann mit Liebe für ihre Familie – wer will da urteilen, was „richtig“ ist? Wir sind alt genug, um selbst zu entscheiden. Yoga hin oder her, wir spüren, was uns gut tut. Wichtig ist nur, dass wir offen für Entwicklungen bleiben und hinschauen, auch da wo es unangenehm ist – in so einen Schlachthof zum Beispiel.
Und wie ernährst du dich so? Ich freu mich auf einen Kommentar von dir.
Übrigens ein guter Buchtipp zum Thema Yogis & Veganismus: Yogan von Dominik Grimm
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Tags: Mind